Im Vorfeld des „Eurovision Song Contest“
herrscht in den teilnehmenden Ländern das übliche Chaos: Die
Holländer küren einen aussichtslosen Beitrag (diesmal im
Indianer-Kostüm), in der weißrussischen Diktatur wird der Gewinner
ausgetauscht, England verzweifelt und schickt Engelbert, den
Deutschen ist es egal (Hauptsache nicht von Ralph Siegel). Also alles
wie immer? Nicht ganz. Der ESC findet nach dem glänzenden
Düsseldorfer Grand Prix nun am 26. Mai in der aserbaidschanischen
Hauptstadt Baku statt. Staatschef Ilcham Alijew lässt für die neue
ESC-Halle gerade Wohnviertel planieren und Bewohner vertreiben. Die
ölreiche Ex-Sowjetrepublik gilt als eines der korruptesten Länder der
Erde, Menschenrechte und Pressefreiheit werden systematisch
missachtet. Deshalb ruft der ESC 2012 Politiker und
Menschenrechtsgruppen auf den Plan. Darf man in diesem Land Europas
größte TV-Show mit mehr als 100 Millionen Zuschauern veranstalten und
den Machthabern eine Plattform bieten? Die ARD verteidigt das. Sie
kritisiert, an den ESC – also die Sing-Europameisterschaft – würden
andere Maßstäbe angelegt als an Olympische Spiele in China oder die
Fußball-EM in der Ukraine. Der Hinweis ist richtig. Aber die
Schlussfolgerung vielleicht grundsätzlich falsch.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
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