OV: MEINE MEINUNG: Ein echter Unternehmer Von Dirk Dasenbrock

Leo Kirch war ein großer Unternehmer. Ein großer
gescheiterter Unternehmer. Aber man kann ihm nicht nachsagen, dass er
es nicht versucht hat. Er hat etwas unternommen. Von Anfang an. Vor
allem ohne Anfangskapital. Wer auf etwas aufbauen kann, hat einen
riesigen Vorteil und Vorsprung. Leo Kirch fing mit nichts an, und
baute eines der größten Medienunternehmen der Bundesrepublik.

Seine große Zeit kam mit der Zulassung von privaten Fernsehsendern
vor 25 Jahren. Kirch baute sich sein Senderimperium rund um Sat.1 und
ProSieben. Nur Reinhard Mohn von Bertelsmann mit der RTL-Gruppe
konnte sich neben ihm positionieren. Kirch war in den Folgejahren der
Herr über ein riesiges und kunstvoll verschachteltes Medienimperium.
Und er legte 2002 die größte Insolvenz der deutschen
Nachkriegsgeschichte hin.

Sein Verhängnis war Pay-TV. Bezahlfernsehen kann eine
Gelddruck-Maschine sein. Wenn genügend Abonnenten bezahlen. Kirchs
Problem bei DF1 und später Premiere war, neben handwerklichen
Fehlern, dass er Fußball nie exklusiv versenden konnte. Fußball gilt
in Deutschland als eine Art Grundnahrungsmittel für die Bürger und
muss im frei empfangbaren Fernsehen zeitnah zu sehen sein. Tja – so
konnte Kirch nie mehr als drei Millionen Abonnenten gewinnen. Zum
Vergleich: In England zahlen über sechs Millionen für BSkyB – weil
die 60 Millionen Engländer Fußball sonst nicht zu sehen bekommen. Der
halsstarrige Kirch konnte einfach nicht loslassen.

Aber trotzdem: Ein echter Unternehmer.

Pressekontakt:
Oldenburgische Volkszeitung
Andreas Kathe
Telefon: 04441/9560-342
a.kathe@ov-online.de

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