Gutrune schluchzt, Brünnhilde jauchzt, und Wotan
lässt wieder die Muskeln schwellen: Festspielzeit in Bayreuth.
Diesmal vor allem Wiederaufnahmen aus dem vergangenen Jahr. Man spart
sich gute Ideen zum Jubiläumsjahr 2013 auf. Schlechte Zeiten für
(Musik-)Journalisten. Um so dankbarer ist mancher für jedes
Skandälchen, und sei es noch so dünn. Der Fall des tätowierten
Sängers taugt kaum zum 50-Zeiler im Feuilleton, wird aber prall
aufgeblasen. Heiße Luft. Dürftig allein schon deshalb, weil ja
niemand plante, den »Fliegenden Holländer« mit blanker
Hakenkreuz-Brust auf die Planken zu stellen. Bliebe noch die
judenfeindliche Attitüde im Hause Wagner. Lange her. Wie oft soll man
es noch sagen: Die Aufarbeitung der Historie ist Sache der
Wissenschaft. Der Künstler soll singen, nicht in Akten wühlen. Wenn
dann die Festspielleitung ein Buch in Auftrag gäbe, zum Jubiläum
(?!), voll mit Erkenntnissen der Historiker, die Bayreuths finstere
Tage beleuchten – um so besser. Daraus zöge man Gewinn, was man über
das Gemäkel der Volkspädagogen nicht eben behaupten kann. Und jetzt
singt, Leute! Spielt!
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261
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