ARD und ZDF ohne Werbung – das hält
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) schon 2017 für machbar.
Kein Problem, sekundierte die ARD-Vorsitzende Monika Piel beim
NRW-Medienforum – wenn es denn Ersatz für fehlende Werbeeinnahmen
gibt. Kraft glaubt, dass das kommende Gebührenmodell
öffentlich-rechtliche Programme frei von Spots, Product Placement,
Sponsoring und Schleichwerbung für »Buch und DVD zum Film«
ermöglicht. Schließlich zahlt von 2013 an jeder Haushalt eine
Rundfunkabgabe, egal, ob es dort Radio und Fernsehen gibt oder nicht.
Die WDR-Chefin denkt anders: Sie würde auch Steuergelder nehmen.
Keine der beiden aber kommt auf das Naheliegende: einsparen,
rückbesinnen auf die Grundvorsorgung, denn nur dafür sind die
Gebühren vorgesehen. ARD und ZDF bieten unendlich mehr. Sie betreiben
23 TV-Sender, mehr als 100 Radiostationen und ein riesiges
Online-Angebot. Sie kaufen immens teure TV-Rechte für
Sportereignisse, aber ihr Niveau sinkt seit Jahren auf das Level der
allein werbefinanzierten Angebote der Privaten. Abgesehen von
»Tagesthemen« und »Heute-Journal« findet Anspruchsvolles selten vor
23.30 Uhr statt. Würde der eine oder andere Kanal bei ARD und ZDF
geschlossen, dürften es die Deutschen kaum merken. Schließlich muss
der Zuschauer sogar für Sender und Stationen zahlen, die er gar nicht
empfangen kann. Außerdem: Werbefreies TV kostet angeblich 1,42 Euro
zusätzlich an Gebühren pro Monat. Das könne man den Zuschauern nicht
zumuten, argumentieren die Öffentlich-Rechtlichen. Aber wie wäre es
denn, die Monatsgebühr von 23,74 Euro um 1,42 Euro zu kürzen? Nach
der Rechnung von Hannelore Kraft könnte die neue Pflichtabgabe für
alle Haushalte schon 2013 das erforderliche Geld in die Kasse spülen.
Keine falsche Hoffnung: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat sich
in der Geschichte der Bundesrepublik als eine der am üppigsten
wuchernden Bürokratien erwiesen. Versuche zur Beschränkung
scheiterten mit schöner Regelmäßigkeit. Die jüngste Klage der
Zeitungsverlage gegen die »Tagesschau«-App dürfte genauso erfolglos
bleiben wie alle Beschwerden über wettbewerbsverzerrende
Internet-Angebote zuvor. Prompt nannte der ZDF-Intendant Markus
Schächter gestern das Vorgehen gegen »Tagesschau«-Angebote auf dem
Handy mit nicht zu überbietender Arroganz eine »Schlacht von
gestern«. Als wenn die Sache ausdiskutiert wäre! Im Gegenteil: Jede
neue Technik wird von ARD und ZDF schnell geentert und raumgreifend
belegt, bevor sich Markt und Wettbewerb etablieren können. Die
Politik wäre gut beraten, Ordnung im Medienbereich zu schaffen. Klare
Trennung zwischen dem Wettbewerb immer neuer Medien und
öffentlich-rechtlicher Grundversorgung ist nötiger denn je, nicht von
gestern und wahre Aufgabe für morgen.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261
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