WAZ: Was uns Angst macht – Kommentar von Petra Koruhn

Immer mal wieder hörte man davon: Hinter der
Alzheimer-Krankheit soll eine Infektion stecken. Diese Erkenntnis
wurde lange hinter vorgehaltener Hand gehandelt. Jetzt ist sie Thema
großer Fachkongresse. Infektion – da denken viele an Ansteckung von
Mensch zu Mensch, an Epidemien oder daran, dass man in Gefahr ist,
wenn man den erkrankten Opa oder die Nachbarin besucht. Die Angst ist
menschlich – doch das, was die Wissenschaft zurzeit an Beweisen für
eine Übertragung von Mensch zu Mensch vorzeigen kann, ist nicht
tragfähig. Infektion – damit meinen die Forscher vor allem ein
begrenztes Geschehen im Hirngewebe. Dass der Blutspendedienst
sensibel ist und über den Ausschluss älterer Menschen als Blutspender
nachdenkt, ist als Vorsichtsmaßnahme, längst nicht als Beweis für
eine Übertragung über den Blutweg zu interpretieren. Sicher kann
einen die Forschungslage beunruhigen. Doch es hat schon Krankheiten
gegeben, bei denen man eine Infektion nachgewiesen hat – und sie
behandeln konnte: beim Magengeschwür (Helicobacter-Keime) und bei
Gebärmutterhalskrebs (Virus). Das eine lässt sich mit Antibiotika
bekämpfen, gegen das andere gibt es eine Impfung.

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