Samuel wird also nach Lage der Dinge nicht mehr
gesund. Zunächst einmal: Seien wir froh, dass er lebt. Seien wir im
Stillen erleichtert, dass wir nicht auch noch Zeuge eines Todes,
eines Live-Todes, werden mussten. Und, ja: Es gibt viele behinderte
Menschen, die ein erfülltes Leben leben. Nicht jede Behinderung ist
selbst verschuldet. Die von Samuel leider schon. Wie wird der junge
Mann damit wohl fertig werden? Ein womöglich verpfuschtes Leben –
wegen eines kleinen leichtsinnigen, vielleicht geltungssüchtigen
Moments? Und wie sein Vater? Schließlich: Viel Schlimmeres kann einem
Vater kaum widerfahren, als sich selbst den Vorwurf machen zu müssen,
im entscheidenden Moment auf seinen Sohn mindestens nicht aufgepasst
zu haben. Kaum anders als der Vater wird Samuels Mutter empfinden,
die bei „Wetten, dass?“ im Publikum saß. Ständig hören wir,
irgendjemand übernehme für irgendetwas die Verantwortung. Meistens
passiert dann nichts. Das Verantwortung-Übernehmen ist mit der
verantwortungslosen Praxis gesellschaftlicher Eliten zu einer
politisch korrekten Alibi-Formel geworden. Womöglich hätte das ZDF ja
doch nicht ein sehr schnelles „Weiter so“ verkünden sollen. Auch
Thomas Gottschalk, selbst Vater, der schon einmal die richtigen Worte
fand, wird über seine Verantwortung nachdenken.
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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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