KOMMENTAR zu · BEUTEKUNST
Ausgabe vom 22.06.2013 Bis zu eine Million im Krieg aus
Deutschland verschleppte Kunstobjekte sollen in russischen Depots
liegen – es geht nicht um ein Nasenwasser im Grundsatzstreit über die
Beutekunst. Zumal Kriegsverlierer Deutschland die geraubten Schätze
1945 bald wieder los war. Doch diese Ausgangslage ist nicht neu. Also
mutet es schon seltsam an, dass der Zwist jetzt neu hochkocht und den
Russland-Besuch der Kanzlerin überschattet. Zumal die im Zentrum des
Geschehens stehende Ausstellung in der Eremitage in St. Petersburg
kulturell bemerkenswert und auch politisch ein Schritt voran ist: Die
dort – neben anderen – gezeigten Objekte, die russische Soldaten aus
Deutschland verschleppt haben, gelangen immerhin aus den
Museumskellern ans Licht der Öffentlichkeit. Angela Merkel freilich
achtet bei Besuchen in nicht unseren demokratischen Vorstellungen
entsprechenden Ländern sorgsam darauf, unterdrückten demokratischen
Bewegungen und unbequemen Themen nicht ganz aus dem Weg zu gehen.
Gerade bei Visiten in kommunistischen Ländern erfüllt sie damit
Erwartungen, die in CDU und CSU gehegt werden. Und weil Russlands
starker Mann Wladimir Putin derzeit ziemlich auf Krawall mit dem
Westen gebürstet ist, lag Streit in der Luft. Der Eklat wurde zwar in
letzter Minute vermieden. Die Erinnerung, dass ein Rückfall in Zeiten
des kalten Krieges nicht ausgeschlossen ist, wurde jedoch
aufgefrischt.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
Telefon: 0731/156218
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