„DER STANDARD“-Kommentar: „Der Beute-Sohn“ von Gudrun Harrer

Dass er es in all diesen Wochen nicht aus Libyen
herausgeschafft hatte, zeigt das Ausmaß des Zusammenbruchs des
Gaddafi-Regimes in Libyen: Alle Netzwerke waren für Saif al-Islam
al-Gaddafi zusammengebrochen, niemand brachte ihn über die Grenze.
Dem Lynchtod seines Vaters in den Händen der Ex-Rebellen hat er wohl
hauptsächlich sein eigenes Leben zu verdanken: Dass Barbarei sich
international nicht gut macht, wurde den Milizen, die ihn jagten,
offenbar klargemacht.
Aber d

DER STANDARD-Kommentar „Protest ohne Widersacher“ von András Szigetvari

Ein Protest, der sogar bei jenen auf Verständnis
stößt, gegen die er sich richtet, muss entkräften. Dieser Umstand
lässt sich gerade an der aus Amerika nach _Europa importierten
Occupy-Bewegung beobachten. Während die Gruppe mit ihrem Kampf um den
New Yorker _Zuccotti Park in den USA nach wie vor für Diskussionen
sorgt, ist es rund um die europäischen Occupy-Ableger still geworden.
Zu Massenprotesten kommt es kaum noch, die Camps in Frankfurt und
London l

„DER STANDARD“-Kommentar: „“Super-Mario“ muss sich beeilen“ von Christoph Prantner

Auch wenn Aktienbörsen und Anleihenmärkte zunächst
verhalten reagierten, dieser Mittwoch war ein guter Tag für Italien.
Denn mit Mario Monti kehren Werte in den Palazzo Chigi zurück, die
längst verloren geglaubt waren. Statt Silvio Berlusconis bizarrer
Bordellpolitik regieren am Sitz des italienischen Ministerpräsidenten
nun wieder Sachverstand, Seriosität und weltgewandte
Professionalität. Ein Kabinett aus so genannten Technikern gibt der
italienisch

DER STANDARD-Kommentar „Eine braune Staatsaffäre“ von Petra Stuiber

Man kann beinahe von einer Sternstunde des
Talk-Fernsehens schreiben – wenn auch in einem gruseligen Sinne: Da
sitzt ein als "bekehrt" geltender Neonazi in Günther Jauchs neuer
Sonntagabendshow und erzählt mit der größten Selbstverständlichkeit
der Welt, wie er und seine Schlägertruppe regelmäßig von Polizisten
gewarnt wurden, wenn Razzien anstanden. Begründung: "Sind ja auch nur
Menschen, die fanden das wohl ganz in Ordnung, was wir

„DER STANDARD“-Kommentar: „Montis Chance und Draghis Stunde“ von Eric Frey

Der Rücktritt Silvio Berlusconis nach dem Beschluss
des Sparpakets war die seit langem erste gute Nachricht für die
krisengeschüttelte Eurozone. Zwar kann auch der designierte Premier
Mario Monti nicht viel tun, um die Grundübel der italienischen
Wirtschaft – hohe Schulden, wenig Wachstum – rasch zu beseitigen.
Aber Berlusconis skandalöse und inkompetente Führung hat jenen
Vertrauensverlust in den Finanzmärkten verursacht, der die Zinsen von
italienischen Staat

„DER STANDARD“-Kommentar zur Schuldenbremse: „Gefahr des Totalschadens“ von Gerald John

Still und leise hat Werner Faymann beim Eurogipfel im
Oktober der europaweiten Einführung zugestimmt. Also muss die
Kanzlerpartei nun umsetzen, was sie vor kurzem für unnötig bis
gefährlich gehalten hat: eine gesetzlich verankerte Schuldenbremse.
Die Regierung will sich damit quasi vor sich selbst schützen:
Ausgabenlimits sollen verhindern, dass Politiker Geld beim Fenster
hinauswerfen. Die Idee klingt löblicher, als sie ist. In guten Zeiten
ist Selbstkasteiung tats

DER STANDARD-KOMMENTAR „Letzter Strohhalm Währungsfonds“ von Andreas Schnauder

Zwei Denkschulen konkurrieren derzeit unter Ökonomen
und Wirtschaftspolitikern: Die einen meinen, die Eurozone müsse das
komplette Waffenarsenal mobilisieren, um den Angriff der Finanzmärkte
auf angeschlagene Staaten abzuwehren. Andere wiederum plädieren
dafür, dass jedes Land seine Hausaufgaben erledigt, dann werde auch
die ersehnte Beruhigung einkehren; sollte das nicht funktionieren,
dann muss der Austritt aus der Eurozone erfolgen.
Beide Varianten haben einiges f&uum

„DER STANDARD“-Kommentar: „Iranisches Atom-Paradoxon“ von Gudrun Harrer

Was in einem – offiziell vertraulichen – Iran-Bericht
der Internationalen Atomenergie IAEO steht, ist das
schlechtestgehütete Geheimnis der Welt: Einige Minuten nach den
Mitgliedern des IAEO-Gouverneursrats, an den so ein Bericht gerichtet
ist, halten ihn auch alle Journalisten weltweit, die sich mit der
Materie befassen, in Händen. Und diesmal wurde fünf Tage vor dem
Erscheinungstermin bekannt, was ungefähr im Annex des nächsten
Berichts steht – nämlich die konkret

DER STANDARD-KOMMENTAR „Papandreou, der Getriebene“ von Thomas Mayer

Da soll sich noch einer auskennen: Eben erst war
Giorgos Papandreou zur Geisterstunde von Cannes abgereist, wo er den
Euro-Partnern Nicolas Sarkozy und Angela Merkel stundenlang erklärt
hatte, warum ein Referendum über das milliardenschwere Hilfspaket –
die direkte Einbindung der Bevölkerung in die Entscheidungsfindung –
absolut unabdingbar wären.
Keine sechzehn Stunden später erreichte den fassungslosen
französischen Staatspräsidenten und die deutsche Kanzler

„DER STANDARD“-Kommentar: „Ein Appell als Verzweiflungsakt“ von Michael Völker

Früher war alles besser. Das sagen vor allem jene,
die noch im Früher verwurzelt sind, die das Früher selbst erlebt
haben. Das sagen aber auch viele Jüngere. Weil sie es von den Älteren
so hören und weil sie selbst Zeugen eines unbefriedigenden
Ist-Zustands sind. Auf die Politik umgelegt: Wer das jetzt hautnah
miterlebt, muss zwangsweise zur Ansicht geraten: Früher war alles
besser.
Diese Verklärung der Vergangenheit ist in ihrer Verallgemeinerung
nat&uuml

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