Im Zuge der Ermittlungen zum Datenklau bei
Politikern und Prominenten kommen Zweifel auf, ob es sich tatsächlich
um einen Einzeltäter handelt.
Nach Informationen des ARD-Politikmagazin Kontraste und des rbb
Inforadios aus Sicherheitskreisen war der mutmaßliche Täter trotz
eines vollumfänglichen Geständnisses nicht in der Lage, den
Ermittlern zu zeigen, wie er die Daten im Netz erbeutet hatte.
Beamte des Bundeskriminalamts hatten ihn dafür vor einen Computer
gesetzt und ihn aufgefordert zu erläutern, wie er vorgegangen sei.
Dabei sei deutlich geworden, dass er beispielsweise nicht über die
nötigen Kenntnisse verfügte, um die sogenannte
Zwei-Faktor-Authentifizierung zu umgehen. Diese Sicherheitslücke aber
soll der Täter ausgenutzt haben, um zahlreiche Accounts zu hacken.
Der mutmaßliche Täter, der 20-jährige Johannes S. aus Homberg in
Mittelhessen, war am 6. Januar von Beamten des Bundeskriminalamts im
Hause seiner Eltern vorläufig festgenommen worden. Nach stundenlangen
Vernehmungen durch das BKA hatte er ein umfängliches Geständnis
abgelegt.
Der Fall wirft nun erneut Rätsel auf, da fraglich erscheint, ob
Johannes S. tatsächlich alleine für die Hacks verantwortlich sein
kann.
Denkbar wäre, dass es einen oder mehrere weitere Beteiligte gab.
Für das BKA ist nach wie vor nicht abschließend geklärt, ob der
Hacker „Orbit“ tatsächlich ein Einzeltäter ist. Auf Nachfrage des
ARD-Politikmagazin Kontraste und rbb Inforadio teilte das BKA mit,
dass Johannes S. nach wie vor als allein Beschuldigter geführt wird,
die Ermittlungen aber weiter laufen, um abzuklären, ob er tatsächlich
ein Einzeltäter war.
„Zu fragen ist nach der Einzeltäterthese und dem Gewicht eines
möglichen politischen Hintergrunds“, kommentiert der
SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh, der selbst von dem
Datenangriff betroffen war, den Sachverhalt. „Aus Sicht der
Innenpolitik wie auch der Betroffenen ist es auch aus
Sicherheitsgründen notwendig, dass der Fall sorgfältig ausermittelt
wird,“ so Lindh.
„Der Gefahr einer Verharmlosung sollten wir dabei nicht erliegen“,
kommentiert der SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh, der selbst von
dem Datenangriff betroffen war den Sachverhalt.
Unterdessen wurden die persönlichen Daten eines Journalisten im
Netz veröffentlicht, der bereits mehrfach in der Badischen Zeitung
über die Szene rund um den Hacker geschrieben hat. Auf einer
Leak-Seite finden sich seit kurzem Daniel Laufers Adresse,
Handynummer und private Interessen, außerdem der Instagram-Account,
der einem Familienmitglied gehören soll. „Ich vermute, da wollen mich
bestimmte Leute einschüchtern, ich habe bereits den
Landesdatenschutzbeauftragten gebeten, in meinem Namen Anzeige zu
erstatten“, sagte Laufer zu Kontraste. Die Leak-Seite wurde einst auf
Jan Schürlein zugelassen, der jahrelang mit dem Hacker Orbit in
Chatkontakt stand. Auf Nachfrage von Kontraste bestreitet Schürlein,
etwas mit der Veröffentlichung der persönlichen Daten des
Journalisten Laufer zu tun zu haben. Er habe die Seite schon vor
längerem an einen anderen Nutzer abgetreten. Auch eine Beteiligung an
dem Datenklau des Hackers „Orbit“ bestreitet Schürlein vehement.
Schürlein ist gestern nach eigener Aussage erneut von Beamten des
BKA als Zeuge befragt worden. Anlass der Befragung war laut Angaben
Schürlein sein Interview mit Kontraste. Konkret ging es dabei um die
Gesinnung des Hackers sowie dessen mutmaßlichen Versuch, seine Opfer
auch privat auszuspionieren.
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