„Perlen vor die Säue“: Schneewittchen singt im Schloss

„Perlen vor die Säue“: Schneewittchen singt im Schloss

Schneewittchen sind vital und uralt wie die Grausamkeit der Märchen. Mit ihren Liedern führen sie das Publikum an dunkle Orte der ausgestoßenen, verdrängten und abseitigen Gefühle. Dort zelebrieren und sezieren sie alles – von der Liebeserklärung bis zum Mord, von der Lust am Leben über den Schmerz bis zur Sehnsucht nach dem Tod.
Marianne Iser ist nicht das Cinderella-Blondchen, sondern die monströse Gothic-Barbie, die schrille Hohepriesterin eines dunklen, archaischen Reiches – bitterböse und tragikkomisch zugleich. Sie ist davon besessen, Tabus zu brechen, zu provozieren und zu konfrontieren. Sie rebelliert, schreit und kämpft, schlägt und erleidet Wunden. Dazu fährt sie ihr unglaublich markantes Organ voll aus. Ihre Stimme dreht sie problemlos aus der dunkelsten Tiefe bis an die Glasbruchkante hinauf und entfaltet dabei ein Volumen von Janis Joplin und Nina Hagen in ihrer besten Zeit. Ihre Bühnenpräsenz ist atemberaubend, ihre exzentrische Performance überwältigend. Marianne Iser ist „ein lockiger Engel, der heftig mit der Hölle flirtet. Was ihren Gesang so faszinierend macht, ist die Vielfalt der klassisch geschulten Stimme und die Intensität, mit der sie sich in jeden Song stürzt. Eine Gratwanderung auf dem Vulkan der Gefühle, spannend für alle, die mehr als leichte Kost erwarten“ (Neue Presse Hannover). Die anderen seien gewarnt, denn „hier wird scharf geschossen und Gefangene werden nicht gemacht. Auch nicht im Publikum, das Schneewittchens kühle Hand durch die Reihen mit schaurig-schönen Gänsehäuten streift. Ein fulminanter Totentanz, der ein unbedingtes Plädoyer für die schwärmerische Lebendigkeit der Liebe ist.“ (Kieler Nachrichten)
Schneewittchens Pendant, Thomas Duda, ist der bleiche Tastenmann. Als kongenialer Komponist und Pianist verschmilzt er mit seiner Musik. Die ist ungewöhnlich reich an Farben und eingängigen Melodien. Gekonnt mischt er wilde Sounds und Samples darunter. So entsteht ein Puzzle aus klassischer Musik, sphärischen Computerklängen, elektronischen Beats, rockigen E-Gitarren und dröhnenden Techno-Bässen. Alles durchzogen mit knarzenden oder metallischen Soundeffekten. Traumwandlerisch und in sich versunken lässt er das exentrische Gebaren von Schneewittchen geschehen.

Schneewittchen alias Marianne Iser und Thomas Duda treffen sich 1995 in Hildesheim. Von da an gehen die beiden unzertrennbar den gemeinsamen, musikalischen Weg. Zunächst frequentieren sie jede Kneipe, in der ein Klavier steht und legen los, egal, ob die Leute wollen oder nicht. Schon nach kurzer Zeit schaffen sie den Sprung auf Kleinkunstbühnen und heimsen diverse Preise ein (1998 Hamburg, Sängerakademie: Beste Nachwuchskünstler. 1999 Frankfurt/M., Bester Act: Neues Deutsches Chanson. 1999 Frankfurt/M.: Innovationspreis für einzigartige und neue Ansätze in der deutschen Musikszene. 2001 Hannover: Niedersächsischer Kleinkunstpreis. 2003 Pfungstadt: Pfungstädter Knopf, verliehen für hervorragende Autoren, die mit deutscher Sprache arbeiten).
Von Anfang an irritieren und polarisieren sie ihr Publikum. Schneewittchen wird geliebt oder gehasst. Das Prädikat „ganz nett“ gibt es nicht. Eine Schublade, in die Schneewittchen passen könnte ebenso wenig. Schneewittchen ist Schneewittchen – außergewöhnlich und einzigartig. Unbedingt sehens- und hörenswert.

Samstag 31.10.2009 um 20.00 Uhr im Großen Saal des Schlosses Landestrost. Preis: 15,00 , ermäßigt 12,00 . Karten gibt es in den Buchhandlungen Biermann und Frerk, in der Geschäftstelle der Neustädter Zeitung und bei famila oder an der Abendkasse. Reservierungen sind möglich unter ingolf.heinemann@gmx.de oder unter Telefon 05032-5781.

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