neues deutschland: Daniela Dahn: Grass hat Bundesrepublik viel Diskussionskultur abverlangt

„Mut wird immer öffentlich bestraft“, sagt die
Schriftstellerin Daniela Dahn über Günter Grass in einem Artikel für
die in Berlin erscheinende Tageszeitung „neues deutschland“
(Donnerstagausgabe). Jedes seiner Bücher, mit Ausnahme von „Im
Krebsgang“, habe „eine Welle von Anfeindungen ausgelöst“. „Erst nach
seinem Tod ist die Streitbarkeit des politischen Störenfrieds
plötzlich zum geschätzten Wert geworden und die Danziger Trilogie
jenseits allen Zweifels große Weltliteratur. Über dem Menschen
jedoch, wird anhaltend die moralische Keule geschwungen, gern von
Leuten, deren eigene mutige Widerreden wenig Chance hatten, auffällig
zu werden.“

Daniela Dahn, die mit Günter Grass und Johano Strasser 2002 den
Band „In einem reichen Land“ herausgab, sieht den am 13. April
verstorbenen Schriftsteller auf „dem ehrenwerten Stammplatz des
Intellektuellen, auf dem es unbequem, zugig und einsam ist“. Kein
anderer Künstler habe „der Bundesrepublik so viel
Reflexionsbereitschaft und Diskussionskultur abverlangt“, die
freilich „angesichts ihres Vernichtungswillens oft zur Unkultur
wurde“.

Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion

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