Michael Steinbrecher spricht u. a. mit Carsten Stahl, der Rache
aus beiden Perspektiven erlebte / Freitag, 20. April 2018, 22 Uhr,
SWR Fernsehen
Verletzter Stolz, Enttäuschung, Eifersucht oder Neid – für Rache
gibt es viele Motive. Wenn der betrogene Ehemann hinter das
Doppelleben seiner Frau kommt, kann aus der großen Liebe schnell
abgrundtiefe Verachtung werden. Von heute auf morgen wird der
Partner, den man früher auf Händen getragen hat, zum Hassobjekt. Eine
Genugtuung reicht im Extremfall bis hin zu Mord. Auch beste Freunde,
liebenswerte Kollegen oder gute Geschäftspartner können über Nacht zu
ärgsten Feinden werden. In einigen Fällen mit schwerwiegenden Folgen:
Betriebsgeheimnisse werden verraten, der Firmenruf wird geschädigt
oder der Ex-Chef beim Finanzamt angeschwärzt. In der Gesellschaft hat
Rache keinen guten Stand und wird geächtet. Doch Rache kann aus
psychologischer Sicht durchaus guttun. Neurologen haben festgestellt:
Vergeltung ist wichtig für die seelische Gesundheit. Schon ein
kleiner Racheakt sorgt in unserem Gehirn für Befriedigung. Darüber
spricht Michael Steinbrecher mit seinen Gästen im „Nachtcafé: Rache –
auf der Spur eines dunklen Gefühls“ am Freitag, 20. April, 22 Uhr, im
SWR Fernsehen.
Die Gäste im „Nachtcafé“:
Gaby Hauptmann beschäftigt sich als Bestsellerautorin mit dem
Thema Rache Wenn Frauen ihre Krallen ausfahren, müssen sich Männer
warm anziehen – denn Gaby Hauptmann ist überzeugt: „Rache ist vor
allem eines: weiblich!“ Vom fiesen Streich bis hin zum großen
Vergeltungsschlag: Betrogene und belogene Frauen hätten ein extremes
Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Genugtuung und ließen dabei liebend
gerne ihren Rachefantasien freien Lauf – und das zu Recht, so die
Bestsellerautorin. Lug und Betrug sei häufig männlich, so Hauptmann.
Schon deshalb hätten Männer oft auch eine Abreibung verdient.
Carsten Stahl erlebte Rache aus beiden Perspektiven Auge um Auge,
Zahn um Zahn – nach diesem Prinzip lebte Carsten Stahl lange Zeit.
Als Berliner Kiezgröße ließ er seinen Rachegefühlen oft freien Lauf –
ohne Rücksicht auf Verluste: „Ich musste einfach Dampf ablassen. In
so einem Moment schießt eine unbändige Wut von den Zehenspitzen bis
in den Kopf.“ Er weiß jedoch auch, wie es sich anfühlt, wehrloses
Opfer zu sein. Als kleiner Junge war er derjenige, an dem Mitschüler
auf übelste Art ihre Aggressionen abbauten. Heute geht Carsten Stahl
als Mobbing-Präventionscoach an Schulen.
Lisa und Michael Flemming haben keine Rachegefühle für den Täter,
der ihren Sohn tötete Auf brutale Weise kam 2010 der Sohn von Lisa
und Michael Flemming ums Leben. Ein guter Freund erdrosselte den
23-Jährigen, nachdem er ihm zuvor mehrere Messerstiche zugefügt
hatte. Für die trauernden Eltern folgten Monate voller dunkler
Gedanken, Wut und Hilflosigkeit. Trotzdem verziehen die gläubigen
Christen dem Täter, sprachen im Gerichtsprozess ihre Vergebung aus
und besuchten ihn sogar im Gefängnis: „Wir wollen, dass er noch eine
Chance im Leben hat.“ Das Motiv für die Tat ist bis heute offen.
Rudolf Elmer rächte sich an seinem ehemaligen Arbeitgeber Die
einen sehen in Rudolf Elmer einen kriminellen Nestbeschmutzer, von
anderen wird der ehemalige Banker als mutiger Aufdecker mieser
Geschäftspraktiken gefeiert. Fast zwei Jahrzehnte arbeitete er für
eine Schweizer Privatbank – unter anderem auch im karibischen
Steuerparadies auf den Kaiman-Inseln. Als der einstige Chefbuchhalter
nach internen Differenzen gefeuert wurde, holte er zum Gegenschlag
aus – und gab in großem Stil Steuersünder preis: „Ich hatte eine
unermessliche Wut. Das Veröffentlichen war süße Rache und hat mir
gutgetan.“
Joachim Bauer ist als Neurowissenschaftler tätig Ob
partnerschaftliche Untreue, Betrug um Geld oder Intrigen im
Berufsleben – als Psychiater weiß Prof. Dr. Joachim Bauer, wie stark
der Wunsch nach Rache seiner Patienten oftmals ist. Rache sei zwar
süß und aktiviere kurzfristig das sogenannte Belohnungssystem in
unserem Gehirn, so der Neurowissenschaftler – dennoch mache es den
Rächenden nicht glücklich: „Was hilft, ist, darüber zu reden. Denn
auch neurobiologisch gilt: Geteiltes Leid ist halbes Leid.“
„Nachtcafé“ – anspruchsvoller Talk auf Augenhöhe Das „Nachtcafé“
ist seit Jahrzehnten eine der erfolgreichsten Talkshows im deutschen
Fernsehen. Jeden Freitagabend begrüßt Moderator Michael Steinbrecher
Menschen mit besonderen Lebensgeschichten, darunter auch Prominente
und Experten, um sich gemeinsam mit ihnen mit einem Thema
auseinanderzusetzen.
„Nachtcafé: Rache – auf der Spur eines dunklen Gefühls“ am
Freitag, 20. April 2018, 22 Uhr im SWR Fernsehen
Fotos über www.ARD-Foto.de
Pressekontakt: Grit Krüger, Tel. 07221 929 22285,
grit.krueger@SWR.de
Original-Content von: SWR – Südwestrundfunk, übermittelt durch news aktuell
Sie muessen eingeloggt sein um einen Kommentar zu schreiben Einloggen