Kunstfälscher geben gute Helden ab. Nicht im
Sinne von redlich und moralisch gut, aber im Sinne von beeindruckend
und unterhaltsam, gewitzt und wief, auch wegen ihrer handwerklichen
Meisterschaft. Wolfgang Beltracchi ist hierfür ein herrliches
Beispiel. Auch wenn sich der Richter erleichtert den Schweiß von der
Stirn wischen kann, weil er das Urteil dank der Geständnisse nach
sehr viel weniger Prozesstagen fällen konnte – und ohne fast 170
Zeugen hören zu müssen: Der Prozess selbst wird von Beobachtern als
so amüsant beschrieben, dass viele gerne noch mehr über das muntere
Kunstmarkttreiben erfahren hätten. Mehr darüber, wie man es schafft,
eine Fälschung unter aufmerksamen Expertenaugen zu verkaufen – nicht
nur an einsam handelnde Privatsammler, sondern auch an namhafte
Institutionen. So ging Beltracchis Max Ernst „La Horde“ über einen
Vermittler für knapp 4,4 Millionen Dollar an die Sammlung Würth.
Bloßgestellt sind die Kunstexperten, die den Fälschungen durch teuere
Expertisen Echtheit bescheinigten. Dass ihnen die Zeugenaussagen
erspart geblieben sind, ist schade. Hätte man so doch an ihrem
Beispiel die Defizite im System bzw. menschliches Versagen
analysieren können. Die Branche wird ihr Gebaren selbstkritisch unter
die Lupe nehmen müssen, um nicht endgültig in Verruf zu kommen – und
sich nicht selbst aus dem Geschäft zu drängen.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Sie muessen eingeloggt sein um einen Kommentar zu schreiben Einloggen