Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Tatort-Jubiläum: Baustelle „Tatort“ von Kathrin Wieland

Fit für die Zukunft soll die Krimiserie werden.
In Wirklichkeit drohen die Sender ein erfolgreiches Format kaputt zu
modernisieren. Zu schnell drehte sich zuletzt das Personalkarussell
beim „Tatort“. Ein Kommissar wie Schimanski konnte auch zur Ikone
werden, weil er den Zuschauer über Jahre hinweg begleitete. Heute
bleibt den Krimi-Fans dagegen kaum Zeit, sich mit den neuen Figuren
zu identifizieren. Dass ständig neue Einsatzorte hinzukommen, ist der
Popularität von Regionalkrimis geschuldet. Die Sache besser macht es
nicht. Selbst eingefleischte „Tatort“-Fans verlieren den Überblick,
wer gerade wo ermittelt. Inhaltlich setzen die Macher zudem immer
häufiger auf hollywoodreife Actionszenen oder slapstickhafte
Einlagen. Oft wirkt das deplatziert. Was auf der Strecke bleibt, sind
Logik und Tiefgang der Drehbücher. Gerade durch Letzteres hat der
„Tatort“ seinen Kultstatus erlangt – weil er über Jahrzehnte aktuelle
gesellschaftliche Themen aufgriff und verlässlich gutes,
unterhaltsames Fernsehen war. Wenn die Macher nicht aufpassen,
verspielen sie diesen Trumpf.

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