Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Deutschen Bühnenverein: „Posse auf Papier“

Der Karneval im belgischen Alost ist dabei und
das mongolische Naadamm-Festival. Ob es nun auch die deutsche
Theaterlandschaft auf die Unesco-Liste des Immateriellen Kulturerbes
schafft – es ist nicht von Belang. Denn greifbare Unterstützung
bietet sie nicht. In Deutschland können sich Initiativen heuer
erstmals bewerben. Die Liste soll Jahr für Jahr länger werden. Der
Wert dieser Anerkennung wird folgerichtig sinken, je mehr
ostwestfälische Kreistänze, mittelwestfriesische Boßeldisziplinen und
südsüdschwäbische Dialektvarianten hinzukommen. Die deutsche
Kultusministerkonferenz hat die Erwartungen ja selbst niedrig
gehängt: Es gehe um „das Erstellen eines Verzeichnisses, das das
breite Spektrum lebendiger kultureller Ausdrucksformen erfassen und
in seiner Wertschätzung fördern kann“. Kann, wohlgemerkt! Mag der
Bühnenverein in dieser mittelmäßigen Posse mitspielen. Doch es löst
die Probleme nicht. Die Diskussion, wie viel uns – Staat, Kommunen,
Steuerzahler – unsere Kultureinrichtungen wert sind, muss immer
wieder neu geführt werden. Der Erhalt eines Theaters in einer
hochverschuldeten Stadt kann immer nur Ergebnis eines langwierigen
Ringens sein – mit Menschen und divergierenden Meinungen, nicht mit
Papiertigern. Autorin: Claudia Bockholt

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