Die Seele des Augenblicks

Lampen, Sessel, Putzwagen, Treppen, Bagger – Gegenstände, die den Menschen im Alltag begleiten. Normalerweise verschwendet man keinen Blick auf diese Dinge. Sie sind da, und das ist gut so. Doch die Wahrnehmung verändert sich, wenn man Andrea Eitels Darstellung von Fassaden, Müllverbrennung und Rückspiegel sieht. „Die Besucher werden die Welt mit anderen Augen betrachten“, verspricht Peter Heckl, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Kreisparkasse, bei der Begrüßung im Rahmen der Ausstellungseröffnung mit dem Titel „Kontraste“. 43 meist großformatige Ölbilder von 1998 bis heute sind bis 8. Mai 2015 in der Galerie der Filiale in Echterdingen zu sehen.

Es scheint fast, als ob die leicht verfremdeten, fast wie aus einem Traum entsprungenen Alltagsgegenstände ein Seelenleben bekommen. Doch die „naturalistisch-illusionistische Wirkung ihrer Malerei erreicht Andrea Eitel nicht, indem sie ihre Motive bis ins Detail durcharbeitet.“ Ihr Geheimnis ist vereinfachen und modifizieren, so Kurator Dr. Tobias Wall, der in das komplexe Werk der spätberufenen Stuttgarterin einführte. Erst mit 54 Jahren begann Andrea Eitel autodidaktisch zu malen. Mittlerweile gehört sie zu den erfolgreichen Malerinnen ihrer Generation im südwestdeutschen Raum. Gar nicht so einfach, wie Wall verriet. Schließlich steht sie im direkten Vergleich mit ihrem Sohn Tim Eitel, einem der Hauptvertreter der Leipziger Schule und ein Superstar der internationalen Kunstszene.

Doch auch die Mutter hat ein „gültiges Werk“ geschaffen. Nach Ansicht des Kurators liegt das am Talent, am Fleiß, aber auch an der konstruktiven Kritik ihrer beiden Söhne. Vor allem Lutz Eitel, ein versierte Kunstwissenschaftler und Autor, habe sie ermutigt, die „Bildfläche aufzuräumen“. Das bedeutet: reduzieren, weglassen, auch wenn die Stelle noch so schön schien. Sein Urteil ist messerscharf: „Das ist ein Meisterwerk. Das da kannst Du verkaufen.“

Andrea Eitel zeigt atmosphärisch dichte Innenansichten, Landschaften, Stillleben und Porträts in einer sehr eigenständigen, zeitgemäßen Weise und immer schimmert die Wirklichkeit durch den Alltag. Gerade die Arbeiten von privaten oder öffentlichen Raumsituationen mit ihren Einsichten und Durchsichten korrespondieren sehr reizvoll mit den Räumlichkeiten der Echterdinger Filiale, die von baulichen Ausschnitten und Öffnungen geprägt ist. Neben der Treppe in die erste Etage hängt das Bild „Aufwärts“, das den Aufgang im Stuttgarter Kunstmuseum zeigt – und Stufen, wie in Echterdingen.

Die Kontraste von Licht und Schatten faszinieren die Künstlerin. Der virtuose Umgang mit Hell und Dunkel lieferte auch den Ausstellungstitel „Kontraste“. Dabei „erzielt die Künstlerin, die in Stuttgart lebt und arbeitet, großartige Stimmungseffekte, etwa bei den wunderbaren Scherenschnitt-Gegenlicht-Situationen in Landschaften wie ‚Himmel über Stuttgart’“, so der Kurator und zwar „ohne in einen pathetischen Farbkitsch“ abzudriften. Vielmehr bringt sie den inneren Schein der Dinge zum Leuchten.

Die Ausstellung ist bis 8. Mai 2015 zu den üblichen Öffnungszeiten der Filiale Echterdingen zu sehen: Montag bis Freitag von 9:00-12:00 Uhr und von 14:00-17:00 Uhr, Mittwoch¬nachmittag geschlossen.

Sie muessen eingeloggt sein um einen Kommentar zu schreiben Einloggen