BERLINER MORGENPOST: Ein Fest, das wieder ein Versprechen ist/ ein Leitartikel von Peter Zander

Das könnte die Berlinale der guten Laune werden.
Wenn die Festspiele am Donnerstagabend mit dem Eröffnungsfilm „Grand
Budapest Hotel“ beginnen, kann Dieter Kosslick am roten Teppich eine
ganze Riege von Stars empfangen. Und das wird in den nächsten Tagen
nicht abreißen. Lars von Trier bringt seine „Nymphomaniac“-Truppe
mit, Pierce Brosnan und Viggo Mortensen werden beweisen, dass im
Gegensatz zu früheren Kosslick-Berlinalen auch in der zweiten Hälfte
noch reichlich Prominenz in der Stadt sein wird. Er kann auch mit
Filmtiteln aufwarten, die es in sich haben. Und die sich hinter der
großen Konkurrenz von Cannes nicht zu verstecken brauchen.

Dann ist da noch George Clooney, der „G-Punkt der Berlinale“, wie
Kosslick kürzlich meinte. Mindestens über einen weiteren Gast wird
man sich aber genauso freuen wie über George: Petra. Das Tief „Petra“
über Island soll uns in den nächsten Tagen milde Temperaturen
bescheren. Der übliche garstige Wintersturm, sonst punktgenau zum
Berlinale-Auftakt, soll in diesem Jahr ausbleiben.

Reiner Zufall, aber doch passend ist, dass gerade das
Bundesverfassungsgericht die deutsche Filmförderung als rechtmäßig
durchwinkte und der Marktanteil deutscher Filme in deutschen Kinos
von 18,1 auf 23,2 Prozent gestiegen ist. Dem deutschen Film geht es
gut, und das wirkt sich auch auf das Festival aus, das sich unter
Kosslick dem heimischen Kino weit geöffnet hat. Die Branche trifft
sich in der Stadt. Sie feiert ein wenig auch sich selbst.

Nur ein kleiner Schatten trübt das Gesamtbild: weil Nazif Mujic,
der im vergangenen Jahr einen Silbernen Bären gewann, nun in der
Stadt einen Asylantrag gestellt hat und dieser abgelehnt wurde. Der
Bär, sagt der Serbe wiederholt, habe ihm kein Glück gebracht. Ein
tragischer Fall: Der Laiendarsteller hatte in „Episoden aus dem Leben
eines Schrottsammlers“ sein eigenes Leben nachgespielt. Dafür bekam
nicht nur der Film den Großen Preis, sondern Mujic auch den
Darstellerpreis – gegen Konkurrenz wie Matt Damon. Seither glaubt er
ernsthaft, ein Schauspieler zu sein. Die Angebote bleiben aber aus.
Festivalchef Dieter Kosslick hat sich rasch eingeschaltet, eine
Anwältin beauftragt und Mujic auch auf die diesjährige Berlinale
eingeladen. Die versteht sich von jeher als ein politisches Festival.
Nun steht sie in der Pflicht, dies auch einzulösen.

Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
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Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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