Die Terrortruppe NSU war möglicherweise viel 
stärker in internationale Neonazi-Netzwerke eingebunden als bisher 
bekannt. Die Indizien auf nationale und internationale Kontakte und 
konkrete Hilfestellungen für den NSU mehren sich. Auch zahlreiche 
Ermittlungen und Zeugen-Befragungen im Rahmen des NSU-Prozesses 
verweisen mittlerweile auf Vernetzungen des Terror-Trios, 
beispielsweise zu der in Deutschland verbotenen Neonazi-Organisation 
„Blood and Honour“. Zu hören ist das ARD radiofeature „Nazinetzwerk 
NSU“ von Ralf Homann und Thies Marsen (BR) ab kommenden Mittwoch in 
sieben Wort- und Kulturwellen der ARD; den Auftakt macht am 22. 
Oktober SWR 2 um 22.05 Uhr. Im Internet steht das Feature unter 
www.ard-radiofeature.ard.de ebenfalls ab 22. Oktober als Download zur
Verfügung.
   Vergangene Woche wurde vor dem Münchner Oberlandesgericht 
beispielsweise offenbar, dass Rechtsterrorist Uwe Böhnhardt schon 
Mitte der 1990er Jahre Neonazi-CDs eines einschlägigen dänischen 
Musik-Labels besaß, das zum internationalen Netzwerk „Blood and 
Honour“ gehörte. Und eine BKA-Beamtin sagte aus, dass die im 
NSU-Prozess Angeklagten, André E. und Ralph Wohlleben, die „Turner 
Tagebücher“ auf ihren Festplatten hatten. Die „Turner Tagebücher“, 
eine Terroranleitung gegen Migranten und politisch Andersdenkende, 
haben Rechtsterroristen in aller Welt inspiriert – in den USA, in 
Großbritannien oder Skandinavien und, wie jetzt bekannt geworden ist,
offenbar auch in Deutschland.
   Zeugen aus der Neonaziszene, die Auskunft über diese Verbindungen 
geben könnten, zeigen sich im NSU-Prozess wortkarg oder verweigern 
ganz die Aussage – so aktuell der Zeuge Thomas G. über das 
internationale Neonazi-Netzwerk Hammerskins oder vergangene Woche der
Zeuge Jan W. aus Chemnitz. Jan W. war Ende der 1990er Jahre 
sächsischer Sektionschef der Organisation „Blood and Honour“, in der 
Waffen, Sprengstoff und Terroranleitungen kursierten. Laut 
brandenburgischem Verfassungsschutz hatte Jan W. den Auftrag, Waffen 
für Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe zu besorgen.
   Die BR-Autoren Ralf Homann und Thies Marsen gehen in ihrem 
ARD-Radiofeature diesen Spuren nach und fragen: War der 
„Nationalsozialistische Untergrund“ tatsächlich nur ein Trio, wie in 
der Anklage behauptet? Oder gehörten mehr Neonazis zur Terrorgruppe? 
War der NSU gar Teil eines internationalen Netzwerks, in dem seit 
Jahrzehnten Nazi-Ideologie, Waffen, Sprengstoff und Anleitungen zum 
Terror kursieren? 
   Sie zeigen Verbindungen auf zwischen dem NSU und seinen 
Gesinnungsgenossen in England, Südtirol, Ungarn, Österreich und 
anderen europäischen Staaten.
   Das Ergebnis ihrer Recherchen: Neonazi-Gruppierungen in 
Deutschland und Europa bereiten sich weiter auf den bewaffneten Kampf
vor und finanzieren sich dabei durch Raubzüge und 
Rechtsrock-Geschäfte. Während die Internationale der Nationalisten 
längst selbstverständlich über Ländergrenzen hinweg operiert, tun 
sich die Sicherheitsbehörden weiterhin schwer, der Bedrohung von 
Rechtsaußen adäquat entgegenzutreten, ja überhaupt die internationale
Dimension der braunen Netzwerke zur Kenntnis zu nehmen.
Die Autoren:
   Ralf Homann, Jahrgang 1962, arbeitet seit 1989 als Autor 
überwiegend für den Bayerischen Rundfunk. Ralf Homann studierte 
Rechtswissenschaften und Bildhauerei in München; anschließend 
Gastaufenthalte in Florenz, Weimar, Stockholm und New York. Er 
erhielt mehrere Preise u.a. 1992 den International New York Radio 
Festival Award für sein Feature „Der 20. Juli 1991 in Dresden – ein 
Report über die junge rechtsradikale Szene in Sachsen und Bayern“.
   Thies Marsen, Jahrgang 1970, arbeitet seit 1992 als Journalist. Zu
seinen Schwerpunktthemen gehören die NS-Vergangenheit und die extreme
rechte Szene der Gegenwart. Er gehört zum ARD-Reporterpool für den 
NSU-Prozess in München. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach 
ausgezeichnet, unter anderem mit dem Robert-Geisendörfer-Preis 2002 
und dem Wilhelm-von-Pechmann-Preises 2011.
Sendetermine:
SWR 2: Mittwoch, 22. Oktober 2014, 22:05 Uhr 
SR 2: Samstag, 25. Oktober 2014, 09:05 Uhr 
BR 2: Samstag, 25. Oktober 2014, 13:05 Uhr 
Nordwestradio (RB): Sonntag, 26. Oktober 2014, 16:05 Uhr 
NDR info: Sonntag, 26. Oktober 2014, 11:05 Uhr 
WDR 5: Sonntag, 26. Oktober 2014, 11:05 Uhr 
hr2-Kultur: Sonntag, 26. Oktober 2014, 18:05 Uhr
Regie: Karl Bruckmaier 
Redaktion: Ulrike Ebenbeck. 
Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks für das ARD radiofeature 
2014
Pressekontakt:
Westdeutscher Rundfunk Köln
Uwe-Jens Lindner
Presse und Information
Telefon: 0221 220 7123
uwe-jens.lindner@wdr.de
