NDR: Ehemaliger AWD-Chef Maschmeyer soll in Verfahren gegen Anleger persönlich vor Gericht aussagen

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Der frühere AWD-Chef Carsten Maschmeyer soll nach Informationen
des Hörfunkprogramms NDR Info und des Fernsehmagazins „Panorama“
(NDR) in einem Verfahren eines Anlegers gegen den Konzern persönlich
vor Gericht aussagen. Maschmeyer ist demnach für den 19. März vor das
Landgericht in Gera in Thüringen geladen. Dort soll er unter anderem
zur Frage Stellung nehmen, ob der AWD vor seinem Börsengang im Jahr
2000 für die Vermittlung von Fondsprodukten überhöhte Provisionen
kassiert hat, ohne dies den Kunden auch mitzuteilen. Dies wäre nicht
mit geltendem Recht vereinbar.

Den Informationen zufolge hat das Landgericht auch einen
ehemaligen Geschäftsführer des AWD-Konzerns geladen. Im Gespräch mit
NDR Info und „Panorama“ hatte dieser bereits angegeben, dass beim
Verkauf der Fondsprodukte in vielen Fällen über eine Tochterfirma
insgesamt mehr als 15 Prozent Provision an den AWD-Konzern geflossen
sein soll. Bei Provisionen in dieser Höhe hätte der AWD seine Kunden
laut geltendem Recht informieren müssen. Der Geschäftsführer hatte
die Tochterfirma, über die der AWD die überhöhten Provisionen
abgerechnet haben soll, geleitet und die Vergütungen nach seinen
Angaben teilweise selbst mit den Fondsgesellschaften ausgehandelt.

Der AWD und auch Maschmeyer wollten sich zu den anstehenden
Verfahren nicht äußern. Der AWD betonte zuletzt, das Unternehmen
könne die Vorwürfe „nicht nachvollziehen“. Die Vermittlung und der
Verkauf von Anteilen an so genannten „geschlossenen Fonds“, also etwa
Beteiligungen an Immobilienprojekten oder Medienfonds, waren nach
Angaben ehemaliger AWD-Manager ein wichtiger Baustein für den
Börsengang des Unternehmens. Für viele Kunden bedeuteten die
Beteiligungen jedoch bisher zum Teil sehr hohe Verluste. Zum
Jahresende 2011 reichten Tausende Anleger Klagen ein, weil ihre Fälle
sonst verjährt wären.

Der AWD hatte zuletzt im Januar 2012 vor dem Landgericht
Braunschweig und dem Oberlandesgericht Naumburg Fälle gegen Anleger
verloren. Zuvor waren Klagen von verärgerten Kunden meist erfolglos
geblieben. Die jetzige Klagewelle könnte den Konzern Experten zufolge
deutlich mehr als hundert Millionen Euro kosten. Der langjährige
AWD-Chef Carsten Maschmeyer war im Dezember aus dem Verwaltungsrat
der Konzernmutter Swiss Life ausgeschieden.

Rückfragen bitte an: Kristopher Sell (Panorama), 040/4156 5940 und
Jürgen Webermann (NDR Info), 040/4156 2284.

22. Februar 2012

Pressekontakt:
NDR Norddeutscher Rundfunk
NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 – 2302
Fax: 040 / 4156 – 2199
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