Mittelbayerische Zeitung: Kommentar: Die Mörder im Spiegel

Gefangene helfen Jugendlichen – das haben sich
Hamburger Häftlinge ausgedacht, damit aus Kleinkriminellen keine
Kapitalverbrecher werden. Mörder und andere Verbrecher wollen
auffälligen Jugendlichen den Tritt in die richtige Richtung geben.
Alles nach dem Motto: „Wir zeigen euch die Realität.“ Diese Idee ist
lobenswert – und wirkt. Denn das, was für die Ideenstifter Alltag
war, ist für die Jugendlichen, die „Scheiße gebaut haben“, mehr als
ein bloßer Abenteuer-Ausflug. Dabei sind es weniger die paar Minuten,
die sie auf Probe eingesperrt sind, als die schonungslose
Knast-Atmosphäre und die Gespräche mit schweren Jungs. Denn dann
sitzen sie einem Spiegelbild gegenüber – schließlich haben alle hier
mal klein angefangen. So etwas lässt grübeln – und das ist
Prävention, die wirkt. Auch die Zahlen, die der Ideenstifter
präsentiert, sprechen für sich: Ein Drittel der Jugendlichen, die zu
Besuch waren, kommen als Häftlinge wieder. Ein Drittel begeht weniger
Straftaten. Aber: Das letzte Drittel kriegt die Kurve. Und das nach
einem einzigen Nachmittag. Schade nur, dass es das Projekt nicht
bundesweit gibt.

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