Neue Mainzer Stadtschreiberin: Kathrin Röggla / Trägerin des Literaturpreises von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz

Kathrin Röggla wird die Mainzer Stadtschreiberin des
Jahres 2012. Röggla, 1971 in Salzburg geboren, ist die jüngste jemals
gewählte Stadtschreiberin und die 28. Trägerin des renommierten
Literaturpreises. Die Österreicherin wird, wie ihre Vorgänger Ingo
Schulze und Josef Haslinger, gemeinsam mit dem ZDF eine Dokumentation
nach freier Themenwahl produzieren und die Stadtschreiberwohnung im
Mainzer Gutenberg-Museum beziehen. Die Verleihung des mit 12 500 Euro
dotierten Preises findet im März 2012 in Mainz statt.

Kathrin Röggla hat ein ungewöhnlich vielseitiges und reiches Werk
vorzuweisen, das häufig auch medienübergreifend entsteht. Sie ist
Theaterautorin, zeitkritische Essayistin, Hörspielautorin und
Erzählerin. Temperamentvoll und wütend, lustvoll und sich kunstvoll
auf die gegenwärtige Sprache einlassend, beschreibt Röggla den
Seelenzustand einer Welt im Alarmzustand. In ihren Stücken, in ihren
Romanen und Erzählungen beschäftigt sie sich zum Beispiel mit der
Wirtschaftskrise und ihren Verursachern, mit der Berliner Szene, dem
Medienhype um das Entführungsdrama der Natascha Kampusch oder den
Ereignissen von 9/11 in New York.

Bereits mit ihrem Debüt, dem Erzählungsband „Niemand lacht
rückwärts“ (1995), erregt Röggla das Interesse der Literaturkritik.
Die Romane „Abrauschen“ (1997) und „Irres Wetter“ (2000) spielen
meist in Berlin und beobachten, sarkastisch und in konsequenter
Kleinschreibung, eine junge Generation unterwegs zwischen
Love-Parade, Berlin-Mitte-Szene, Kulturpessimismus und Verzweiflung.
In einer Mischung von Dokumentation und Literatur beschreibt sie in
„really ground zero“ (2001) die Anschläge von 9/11 in New York, die
sie selbst miterlebt hat. Im Roman „wir schlafen nicht“ (2004) geht
es um eine entfesselte Arbeitswelt im Zeitalter der New Economy. Das
jüngste Buch „die alarmbereiten“ (2010) umfasst Kurzgeschichten über
Katastrophenjunkies der Twitter-Generation. Erfolge feiert Röggla
auch mit ihren zeitkritischen Theaterstücken. In „junk space“ geht es
um Flugangst, in „draußen tobt die dunkelziffer“ um Schuldner und
Schuldnerberater. „worst case“ über eine eingebildete Katastrophe
wurde als bestes Stück 2010 am Wiener Burgtheater mit dem
renommierten Nestroy-Theaterpreis ausgezeichnet und im selben Jahr
machte Röggla Furore mit „die beteiligten“, ein Drama um den
Entführungsfall der Natascha Kampusch.

Kathrin Röggla war schon als Schülerin in der Salzburger
Autorenszene publizistisch aktiv, hat von 1989 bis 1998 in Salzburg
und Berlin Germanistik und Publizistik studiert, wirkte in vielen
Theaterinszenierungen und Performances mit. Seit den 90er Jahren
verfasst sie auch Radioarbeiten, Hörspiele und akustische
Installationen. Sie wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, unter
anderem dem Open-Mike-Preis (1993), dem Preis der SWR-Bestenliste
(2004), dem Solothurner Literaturpreis (2005) oder 2010 mit dem
Franz-Hessel-Preis. Röggla lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Pressekontakt:
ZDF-Pressestelle
Telefon: +49-6131-70-12121
Telefon: +49-6131-70-12120

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