Man frage einen Engländer, was er von
deutschem Humor halte. Er wird aufstöhnen: „Oh my God!“ Dann wird er
scherzhaft einen Befehl bellen, ein paar Meter im Stechschritt
marschieren und dabei die Hand zum militärischen Gruß an die Schläfe
reißen. In den Augen der Welt trägt der deutsche Humor eben noch
immer Uniform und Erobererblick. Dass die Deutschen selbst über sich
und ihr Deutschsein längst lachen können, ist auch das unermessliche
Verdienst von Loriot. Er, der Offizierssohn, hat nicht nur einzelne
Typen bespöttelt. Er hat sich gleich den ganzen Nationalcharakter
vorgenommen. Völlig unpolitisch, aber mit unnachahmlicher Komik
zeigen seine Sketche, wie Höflichkeit, Korrektheit oder Ordnungssinn
umschlagen in Steifheit und Ungelenkigkeit und sich schließlich in
ihrer eigenen Kompliziertheit verheddern. Nichts ist Loriots
Witzfiguren fremder als Spontanität. Noch in der Badewanne stellen
sie sich einem unbekannten Gegenüber erbarmungslos mit
Doppel-Nachnamen und Doktortitel vor. Der Schalk des Vicco von Bülow
ist preußisch schlicht, klar und genau, nie laut oder auftrumpfend.
So kann er nun, nach Jahrzehnten des Lacherfolgs, als klassisch
gelten und über allem schweben, was jüngere Komiker und Komödianten
heute aus dem Stegreif für den unmittelbaren Moment produzieren. Ein
Mario Barth mag mühelos die Fußballstadien füllen. Doch nach dem
Schlussapplaus hinterlässt er mehr leere Pappbecher als satirische
Nachwirkung.
Pressekontakt:
Frankfurter Neue Presse
Chef vom Dienst
Peter Schmitt
Telefon: 069-7501 4407
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