Im Reformstau
Was für ein ungewohntes Bild: Noch unmittelbar vor der Vorstellung
im Bayreuther Festspielhaus stehen Tickets für die Aufführung zum
Verkauf. Ein Indiz für die Unbeliebtheit der betreffenden Produktion?
Schon. Doch noch vor wenigen Jahren gab es das in diesem Umfang
nicht. Das Phänomen kündet von einem tief greifenden Wandel.
Noch sind die Bayreuther Festspiele vier-, fünf-, sechsmal
überbucht. Das muss nicht so bleiben, das wird vermutlich auch nicht
so bleiben. Denn sogar am Grünen Hügel ändern sich die Ansprüche ans
Musiktheater, die Voraussetzungen beim Publikum, das Publikum selbst.
Regisseure und Dirigenten können nicht mehr davon ausgehen, dass die
Zuhörer und -schauer „ihren“ Ring in- und auswendig kennen.
Mit Kinder-Oper, Public Viewing und Liveübertragungen bedienen
Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier neue Kanäle zum Publikum,
vermutlich in der vagen Hoffnung, so das Publikum der Zukunft zu
erreichen. Damit hinken sie allerdings vergleichbaren Institutionen
hinterher: Den Strukturwandel verschärft auch noch ein massiver
Reformstau.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
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