Gut drei Stunden lang prägte gepflegte
Langeweile die Verleihung der „Goldenen Kamera“. Plötzlich
Schockstarre, hilflose Betroffenheit, Tränen in den Gesichtern der
Berliner Promi-Gesellschaft und ebenso bei Millionen
Fernsehzuschauern. Sportschau-Moderatorin Monica Lierhaus, bis vor
zwei Jahren Stammgast in deutschen Wohnzimmern, stand unerwartet
wieder im Rampenlicht. Gezeichnet von schwerer Krankheit und sichtbar
bemüht, die richtigen Worte zu finden: „Da bin ich.“
Ein buntes Volk interessanter Künstler in sündhaft teuren Roben
und mit kunstvollem Make-up hatte mit seinen Leistungen im
Mittelpunkt dieser Show gestanden. Bis kurz vor Elf. Da sahen sich
die Stars und Sternchen plötzlich mit dem wirklichen Leben
konfrontiert. Einem Leben, das neben Höhen Tiefen zu bieten hat und
vor dessen Schicksalsschlägen auch die Großen der Branche nicht
sicher sind. Unerwartet hatten die Fernsehschaffenden ein Schicksal
vor Augen, das viele Menschen erleiden – nur, dass sie davon nicht
vor laufender Kamera sprechen können, wie Monica Lierhaus.
Der Auftritt der Medien-Frau war konsequent. Zwei Jahre lang hat
sie auf Intensivstationen und in Kliniken um ihre gesundheitliche
Rehabilitation gekämpft. Sie hat wieder sprechen und gehen gelernt,
hat aber bewusst nichts über sich und ihr Seelenleben preisgegeben.
Es gab Klagen gegen Medien, die öffentlich über ihren Zustand
spekuliert hatten. Tapfer und bestimmt hat Monica Lierhaus
verteidigt, was sie ihr Persönlichkeitsrecht nennt. An diesem
Wochenende hat sie aus eigenen Stücken den Weg zurück in die
Medien-Öffentlichkeit getan. Nun will sie hart an ihrer beruflichen
Zukunft arbeiten.
Und da war dann noch der Heiratsantrag, den Monica Lierhaus ihrem
völlig verblüfften Lebensgefährten vor laufender Kamera gemacht hat.
Das war für etliche Zuschauer eine Spur zu rührselig, zu intim. Aber
haben wir Verständnis für diesen emotionalen Ausbruch einer einst
erfolgsverwöhnten Frau und den Einblick, den sie uns in ihre nun
klein gewordene Welt gewährt hat. Eine Welt, in der wenige, treue
Gefährten Halt und Hilfe geben und dafür sorgen, dass selbst kleine
Schrittchen als große Erfolge empfunden werden. Nicht nur von
Menschen im Scheinwerferlicht.
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Westdeutsche Zeitung
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