ZDFinfo-Magazin „Europa plus“: Wladimir Kaminer im Interview / „Privat Russe, beruflich deutscher Schriftsteller“

Russen seien den Europäern weiter fremd, aber auch
die Europäer seien den Russen fremd: Im ZDFinfo-Magazin „Europa plus“
am heutigen Donnerstag, 1. März 2012, 18.30 Uhr, ist Wladimir Kaminer
zu Gast, der von sich selbst sagt, er sei „privat Russe, beruflich
deutscher Schriftsteller“. Im Interview sagt Kaminer weiter, die
Russen hätten Angst vor westlicher Verweichlichung: „In Russland
müssen ehemalige Offiziere, am besten Oberste, an der Macht stehen.“

Zur gegenwärtigen Protestbewegung in Russland sagt Kaminer: „Ich
glaube, dass diese Bewegung mit der Wahl erst begonnen hat, das
Wichtigste, das Bedeutsamste wird nach der Wahl erst passieren (…),
das System wählt sich selbst für eine neue Zeit, aber das System ist
in dieser neuen Zeit sehr geschwächt und angeknackst.“

Putin steht vor der dritten Amtszeit, aber passt der alte Putin
noch in die neue Zeit? Darauf Kaminer: „Der alte Putin muss sich
jetzt neu erfinden, und er verändert sich tatsächlich, wenn auch
nicht in die für mich richtige Richtung: Er radikalisiert sich etwas.
Dadurch werden aber die Konturen dieses neuen Russlands deutlicher,
die Fronten sichtbarer, es scheint tatsächlich eine politische
Auseinandersetzung zu geben in Russland.“

Vor der russischen Präsidentschaftswahl im Jahr 2008 hatte Kaminer
in einer 3sat-„Kulturzeit“-Ausgabe gesagt, in Russland wechselten
Staatsoberhäupter mit und Staatsoberhäupter ohne Haare von je her
einander ab. Dazu sagt er jetzt: „Gut, Haare sind ihm nicht
gewachsen, aber dafür sind der Gesellschaft die Haare gewachsen, sie
stehen ihr schon zu Berge, und das gibt Hoffnung für die weitere
Entwicklung.“

Pressekontakt:
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