Westfalenpost: Ein doppelter Erfolg

Der deutsche Papst überzeugt die Briten

Von Andreas Thiemann Ganz offensichtlich hat die
Öffentlichkeitsabteilung des Vatikan aus den Fehlern der
Vergangenheit gelernt: Mit einer bemerkenswert geschickten
Programm-Choreographie hat Benedikt XVI. die vor ab so skeptischen
Herzen der Briten erobert.Sein ohnehin stets bescheidenes Auftreten
wusste der deutsche Papst dabei nun mit pointierten, klaren Worten
und Gesten glaubwürdig zu unterstreichen: Scham und Reue in der
Erinnerung nationalsozialistischen Mordens und Zerstörens. Bewegte
Betroffenheit über schuldhaftes Versagen unter dem Dach der eigenen
Kirche. Und schließlich auch noch die überraschende direkte Begegnung
vor Ort mit fünf Missbrauchsopfern.Fürwahr eine kluge, weitsichtige
Regie, die aber ohne die unmittelbare Persönlichkeit des Papstes
nicht in dieser prägenden Weise hätte greifen können.Angesichts des
gelungenen Verlaufs der als ziemlich heikel eingestuften
Großbritannien-Reise wirkt das lange Schweigen und Taktieren des
Vatikan in den letzten Monaten beinahe unwirklich, zumindest aber
unnötig.Der auf der Insel auch schon einmal als „Panzerkardinal“
verunglimpfte Papst aus Deutschland hat seine Kirche und auch sein
Geburtsland bestmöglich vertreten. Nicht zuletzt Benedikt selbst wird
in diesem Sinne den doppelten Erfolg seines Besuchs mit Erleichterung
registrieren.

Pressekontakt:
Westfalenpost
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