Westfalenpost: Deutliche Worte

Ohne Kirchenreformen wird es nicht gehen Von Monika
Willer Die Worte sind deutlich: Von Vertrauensverlust und
Glaubwürdigkeitskrise redet Robert Zollitsch. Er spricht davon, dass
es beim Kirchenvolk „bohrende Zweifel an der einen oder anderen Lehre
der Kirche – etwa im Bereich der menschlichen Sexualität“ gibt. Laien
müssten in einen „breiten Reflexionsprozess“ einbezogen werden. Der
Osnabrücker Bischof Bode will sogar prüfen, „wie Frauen stärker in
kirchliche Leitungsfunktionen eingebunden werden können“.Nach dem
Missbrauchsskandal kann die katholische Kirche nicht zur Tagesordnung
übergehen. Das wissen die Bischöfe jetzt. Die Gläubigen wissen es
seit langem. Sie müssen mit den Folgen des Priestermangels fertig
werden, die zu Umstrukturierungen und Identitätsverlust in den
Gemeinden führen.Die Katholiken müssen aber auch lernen, mit
neuerlichen Ausbrüchen von Doppelmoral zu leben. Etwa, wenn des
Missbrauchs überführte Geistliche in andere Positionen verschoben
werden, wohingegen engagierte Pfarrer, die gegen kein Gesetz
verstoßen, umgehend und mit harten sozialen Konsequenzen aus dem
Dienst entfernt werden, wenn ihre Homosexualität öffentlich wird.Und
dann müssen die Gläubigen noch mit den Vertretern eines katholischen
Weltbildes umgehen, die keine Glaubwürdigkeitskrise erkennen. Die
meinen, wenn man nur mehr Messen auf Latein liest, wenn der Priester
der Gemeinde wieder den Rücken zudreht und Mädchen nicht mehr
Messdiener werden dürfen, dann richten sich die Dinge von alleine.Vor
diesem Hintergrund wird die Frage spannend, ob Zollitsch die
deutschen Bischöfe für einen „breiten Reflexionsprozess“ gewinnen
kann.

Pressekontakt:
Westfalenpost
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