Wieder eine neue Spur. Jetzt sucht Scotland Yard
nach einem Verdächtigen, will sogar ein Phantombild zeigen. Erneut
keimt Hoffnung auf bei Kate und Gerry McCann, den Eltern der vor gut
sechs Jahren verschwundenen Maddie. Hoffnung darauf, endlich zu
wissen, was mit ihrer Tochter geschehen ist.
Seit dem Verschwinden im Mai 2007 aus der Urlaubsanlage in
Portugal kämpft das Ehepaar darum, dass das Schicksal Maddies nicht
in Vergessenheit gerät. Die Besessenheit, mit der die McCanns die
Suche gerade in der ersten Zeit betrieben haben, hat ihnen nicht nur
Freunde gebracht. Vor allem die portugiesische Polizei reagierte oft
ungehalten auf die medienwirksamen Aktionen, mit denen die Eltern auf
ihre Art versuchten, ihre Verzweiflung zu bekämpfen. Der Auftritt vor
TV-Kameras, der Einsatz von privaten Ermittlern, die Hilfeersuchen
bei Politikern und Kirchenoberen aber dienten und dienen dem Ehepaar
vermutlich auch dazu, die enormen psychischen Belastungen zu
verdrängen.
Es muss ein unmenschlicher Druck sein, den Betroffene aushalten
müssen, wenn sie nicht wissen, was aus ihren Angehörigen geworden
ist. Immer wieder berichten Eltern von zunächst entführten und später
ermordeten Kindern darüber, dass die Zeit der Ungewissheit verbunden
mit dem Warten und Hoffen weitaus schlimmer zu ertragen gewesen sei,
als die Nachricht vom Tod des geliebten Menschen. Denn bis dahin
bleibt die Hoffnung, Tochter oder Sohn wieder in die Arme schließen
zu können. Nicht ohne Grund, wie Beispiele aus der jüngsten
Vergangenheit zeigen.
Erinnert sei nur an den Fall Natascha Kampusch. Die damals
zehnjährige Österreicherin wurde 1998 in Wien entführt und länger als
acht Jahre gefangen gehalten, bis sie sich schließlich im August 2006
selbstständig aus ihrer Situation befreien konnte.
Kein Wunder also, dass sich auch die McCanns an den Gedanken
klammern, Maddie könnte noch leben. So, wie es die Eltern tausender
vermisster Kinder mit ungeklärtem Schicksal tun. Viele dieser Kinder
sind Ausreißer, die schnell wieder auftauchen. Genaue Statistiken
gibt es nicht. Doch allein in Deutschland gelten etwa 100 Kinder als
langzeitvermisst, von ihnen fehlt seit mehr als einem Jahr jede Spur.
Und bei jedem noch so kleinen Hoffnungsschimmer reißen die Wunden der
bangenden Angehörigen wieder auf. Ein Alptraum. Dem zu entfliehen,
gelingt nur wenigen. Sie schaffen es nicht, den emotionalen
Schlussstrich zu ziehen und die Zukunft positiv zu sehen. Oft
zerbrechen Familien daran.
Die McCanns zeigen, dass es auch anders geht. Sie scheinen ihre
Lebenskraft daraus zu schöpfen, ohne Unterlass nach dem Verbleib
ihrer Tochter zu forschen und Polizeibehörden dafür zu gewinnen, mit
ihnen auf Spurensuche zu gehen. Jetzt wieder mit Erfolg. Ob damit
aber das Schicksal Maddies gelöst wird, bleibt abzuwarten.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261
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