Weser-Kurier: Zur Tötung kranker Seehunde schreibt Martin Wein im „Weser-Kurier“ (Bremen):

Kuscheltiere erschießt man nicht! Das wäre ja so,
als ginge der nachweislich umweltbewegte Prinz Charles plötzlich auf
einen Pandabären los. Dieser Schutzreflex ist nur allzu verständlich,
zumal die Seehunde in Deutschland vor einigen Jahrzehnten durch Jagd,
industrielle Fischerei und Meeresverschmutzung fast ausgestorben
wären. Was das „Deutsche Tierschutzbüro“ – immerhin ein eingetragener
Verein – mit seiner Online-Petition losgetreten hat, ist allerdings
ein Shitstorm, der mit Tierschutz wenig zu tun hat. Die Seehunde, die
in diesen Wochen mit der Waffe oder Giftspritze getötet werden, sind
keine hilflosen Heuler, sondern voll lebensfähige Raubtiere. Durch
Parasiten geschwächt, haben sie aber keine Chance. Natürlich mag es
Zweifelsfälle geben, die ein Tierarzt mit viel Geld und Geduld retten
könnte. Insgesamt aber übernehmen die Robbenjäger nur die Aufgabe,
die früher natürliche Räuber übernommen haben. Alles andere wäre
ebenso sinnvoll, wie nach einer Ölpest schwer verölte Vögel qualvoll
zu reinigen. Wem das Tierwohl am Herzen liegt, der sollte die
Seehunde einfach in Ruhe lassen und sich mehr um den Erhalt der
Ökosysteme als Ganzes kümmern. Dabei gibt es zwar wenig zu kuscheln,
aber noch eine Menge zu tun.

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