WAZ: Unberechenbar. Kommentar von Frank Preuß

Nur ein Bruchteil der entlassenen Sexualstraftäter
wird rückfällig, pflegen Gutachter gerne zu berichten. Das mag
stimmen. Aber: Was für eine Bedeutung hat Statistik für die Opfer?
Wer will ihnen beibringen, dass sie einfach nur das Pech hatten, an
einen Ausnahmefall zu geraten?

Es ist zynisch.

Wie unberechenbar der Mensch ist, zeigt ja gerade der aktuelle
Fall aus Dortmund. Der Mann, der sich an einem siebenjährigen Mädchen
verging, hatte gute Prognosen, arbeitete mit den Behörden zusammen,
galt geradezu als vorbildhaft nach seiner Entlassung, wenn man der
Polizei glauben darf. So vorbildhaft, dass sie seine dauerhafte
Bewachung nach drei Monaten einstellte. Die wiedergewonnene Freiheit
nutzte er auf seine Art. Die Polizei muss Lehren daraus ziehen.

Selbstverständlich genießen auch Sexualstraftäter in einem
funktionierenden Staat Rechte. Zwischen diesen und dem
Schutzbedürfnis der Bevölkerung wird es eine Gratwanderung bleiben.
Solange es noch an den nötigen Therapieeinrichtungen für ehemals
Sicherungsverwahrte fehlt, wird man den Entlassenen auf Schritt und
Tritt folgen müssen. Wo ist die Alternative?

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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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