Wenn der brasilianische Nahostkorrespondent von
Jerusalem nach Oberhausen reisen muss, um einen Artikel über einen
Tintenfisch zu schreiben, dann hat man eine Vorstellung davon, welche
Bedeutung ein Oktopus namens Paul in diesem Sommer erlangt hat. Muss
die Welt sich dafür schämen? Ach was. Wieviele Spiele haben Sie denn
richtig getippt? Eben. Das achtarmige Findelkind aus dem Ärmelkanal
hat für Oberhausen mehr erreicht, als jede Marketingkampagne es
könnte. Aber das hat der kluge Kopf angesichts des internationalen
Gedränges vor dem Becken vermutlich geahnt und sich trotzdem mit ein
paar Muscheln und Liebes-E-Mails spanischer Hausfrauen beschieden.
Sogar Irans Präsident war Paul eine öffentliche Bemerkung wert: Er
sei nur ein „Symbol von Dekadenz und Verfall“ des Westens, moserte
Ahmadinedschad. Der Mann, wir wussten es ja, ist übellaunig und in
Oberhausen auch nicht willkommen. Was wir an Paul so geliebt haben,
ist die Tatsache, dass er sich auch von vermeintlichen Experten nie
aus der Ruhe bringen ließ. „Ein Tintenfisch kann abstrakte Begriffe
wie Deutschland und Spanien nicht begreifen, das liegt jenseits
seines Horizonts“, behauptete zum Beispiel ein Mathematiker vom
Max-Planck-Institut. Auf diesen unsachlichen Angriff hat Paul wie
immer reagiert. Mit dem korrekten Tipp.
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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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