Udo Jürgens ist ein Macho vom alten Schlag. Aber für
den Satz „Windelwechseln ist was für Weicheier“ hat er sich schon
entschuldigt. Er ist klug genug, um zu wissen, dass er zu den
aussterbenden Arten gehört. „17 Jahr, blondes Haar“, „Mit 66 Jahren“,
„Aber bitte mit Sahne“: Udo Jürgens ist ein Sänger, dessen Titel im
Laufe der Jahre Volksmundreife angenommen haben. Auch wenn sie nicht
immer reinen Wein einschenkten, manchmal war–s ja auch griechischer.
Sein untrügliches Gespür für eingängige Melodien, seine gepflegte
Neigung zum offenen Wort, seine Naturbegabung als Entertainer – und
das alles lässt auch im Alter nicht nach: Udo Jürgens ist so etwas
wie der Helmut Schmidt des Schlagers. Bei seinen Konzerten stehen
Menschen an der Rampe, die seine Enkel sein könnten. Vielleicht, weil
er echt wirkt und wirklich etwas kann in einer Welt, in der immer
mehr der Schein und die Blenderei regieren, von den Parlamenten bis
zum Börsenparkett. Solchen echten Typen werden sogar Laster
verziehen, dem einen das Rauchen, dem anderen die zahllosen Affären.
Und vielleicht wird die Verehrung, die sie genießen, auch von dem
Gedanken befeuert, dass so einer so schnell nicht wiederkommt.
Immerhin ist mit den 77 Jahren, die er morgen vollenden wird, für Udo
Jürgens genauso wenig Schluss wie für Helmut Schmidt mit 92.
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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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