WAZ: Lieber Laubbläser – Kommentar von Christopher Onkelbach

Je weniger Kinder und Jugendliche es gibt, desto
mehr stören sie. Vorbei sind die Zeiten, als ganze Horden von
Nachbarschaftskindern sich nachmittags trafen, um auf der Straße
Fußball zu spielen, Verstecken oder Fangen. Auch damals gab es oft
Ärger, doch das war so normal wie der Kinderkrach. Heute herrscht
Stille in den Wohngebieten. Und wenn dann doch einmal Kinderrufe oder
Spielgeschrei durchs Viertel tönen, fällt das besonders auf und wird
als störender empfunden als der Krach von Rasenmähern oder
Laubbläsern. Die Kinder organisieren sich mangels Menge ihre Freizeit
nicht mehr selbst, finden kaum noch Spielkameraden nebenan, sondern
müssen Treffpunkte aufsuchen wie Skateranlagen, Sport- oder
Bolzplätze. Der Lärm verlagert sich also, weshalb sich Anwohner
häufig gegen die Errichtung solcher Anlagen wehren. Doch wo sollen
sie denn hin, die Jugendlichen? Ohnehin ist die Zeit für Bewegung und
Sport nach der Schule knapp. Es war richtig, die Klagen gegen
Kinderspielplätze einzudämmen. Und es wird Zeit, auch für Jugendliche
etwas zu unternehmen. Der Lärmschutz darf nicht länger als Vorwand
dienen, sie an die Stadtränder zu verdrängen.

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