WAZ: Fernsehen verdient diese Treue nicht – Kommentar von Frank Preuß

Fast vier Stunden hockt der Deutsche vor dem
Fernseher. Tag für Tag. Zieht man acht Stunden Schlaf ab, verbringt
er ein Viertel seines Lebens vor dem Apparat. Der Fernseher ist sein
bester Freund, sagt er in Umfragen. Hat der das verdient?

Gemessen an seinen Möglichkeiten scheitert das öffentlich
finanzierte Fernsehen an seiner Mutlosigkeit. Man muss nicht den
Begriff der Volksbildungsanstalt hervorkramen, um sich darüber zu
ärgern, wenn Programmmacher ihr Publikum so sehr verachten, dass sie
glauben, ihm nichts mehr zumuten zu können. Fernsehen war nie reine
Information, sondern hatte Sternstunden in der Unterhaltung, aber
auch davon ist wenig geblieben. Perlen werden im Nachtprogramm
verbuddelt oder in Spartensendern verklappt.

Noch zahlen es die Zuschauer den Sendern nicht heim. Doch die
Sehgewohnheiten der Jüngeren ändern sich, die Lust, sich das Programm
selbst zu bauen, wächst. Ob es ein Schrei nach mehr Qualität ist, sei
dahingestellt. Aber wenn das Fernsehen sich vom Vorwurf befreien
will, dass es uns verdumme, muss es viel mehr wagen.

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