Neue OZ: Kommentar zu Musik / Gesundheit

Illusion von der perfekten Sinfonie

Der erste Patzer wird noch gnädig überhört, beim zweiten grummeln
ein paar, der dritte wird mit empörten „Ohs“ quittiert. Das habe ich
auf CD aber besser, denkt manch einer, und schon drehen sich Hörer
und Musiker im Teufelskreis der Erwartungen, die unser CD-verwöhntes
Ohr erweckt. Klassische Musik soll störungs- und vor allem fehlerfrei
bleiben.

Dabei haben die Musiker den Perfektionswahn selbst geschürt: Bei
CD-Aufnahmen werden Fehler am Schneidepult eliminiert, für die
passende Klangbalance sorgt keineswegs immer der Dirigent, sondern
der Tonmeister am Mischpult. So erzeugt erst das Zusammenspiel von
Mensch und Maschine die perfekte Beethoven-Sinfonie. Nur: Mit der
Realität im Konzerthaus hat das nicht immer viel zu tun.

Der Anspruch der Hörer bleibt indes, und die Musiker wissen das.
Der Druck steigt, und wer unter Druck steht, macht Fehler, Musiker
sind eben auch nur Menschen. Menschen allerdings, die einen
Traumberuf ausüben. Dafür haben sie Zeit und Mühe investiert, und oft
genug opfern sie leider ihre Gesundheit: Böses Erwachen nennt man das
dann wohl.

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207

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