Trauerarbeit
Die Betroffenheit nach dem frühen Tod von Christoph Schlingensief
ist groß. Natürlich wünschen sich nun viele, all seine angefangenen
Projekte mögen noch realisiert werden. Ein bisschen hat man dem
Sterben damit dann noch entgegenzusetzen – so wie auch Schlingensief
selbst seiner Krebsdiagnose mit enormer Produktivität begegnet ist.
Trotzdem muss jeder Einzelfall abgewogen werden. Bei einer
Opernpremiere, beim Biennale-Pavillon hängt der Sinn einer
Weiterführung davon ab, wie viel Konzept der Künstler überhaupt
hinterlassen hat. Ein mutmaßendes Ausspinnen als Schlingensief-Arbeit
zu verkaufen kann auch zum Etikettenschwindel werden. Im Zweifel
finden Kuratoren und Regisseure auch andere Wege, an den Toten zu
erinnern.
Wichtig ist der Weiterbau des afrikanischen Operndorfs. Hier geht
es viel weniger um Schlingensiefs kreative Handschrift als um sein
soziales Anliegen. Diesen Impuls aufzugreifen und weiterzutragen
bedeutet mehr als bloße Trauerarbeit. Denn dabei steht nicht nur die
Idee des Toten auf dem Spiel. Hier geht es auch um die Hoffnungen der
sehr lebendigen Operndorf-Bewohner.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207
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