Neue OZ: Kommentar zu Leute / Bushido

Berechnung

Bekannt geworden ist Anis Ferchichi, so Bushidos bürgerlicher
Name, vor einigen Jahren mit homophoben, frauenfeindlichen und
gewaltverherrlichenden Texten. 2011 erhielt der Skandal-Rapper den
Integrations-Bambi. Er sei geläutert, führte die Jury als Begründung
an. Anschließend ließen sich Politiker gern mit ihm ablichten und
Bushido sich in Boulevard-Zeitungen als treu sorgender Familienvater
und politikinteressierter Bundestagspraktikant abbilden. Nun zeigt
sich, dass Medien und Politiker sich haben blenden lassen, denn
Bushido ist vor allem eines: berechnend.

In den vergangenen Monaten war es still um ihn geworden, bis auf
die Enthüllung, dass er einer libanesischen Großfamilie mit mafiösen
Strukturen nahestehen soll. Sein Saubermann-Image war nun hin, die
Geschäfte mit der Musik liefen in letzter Zeit auch nicht mehr wie
früher, und treue Fans nahmen ihm das neue Image ohnehin übel. Was
liegt da näher, als zu seinen erfolgreichen Wurzeln zurückzukehren,
passend zum Verkaufsstart des Albums? In dem Lied „Stress ohne Grund“
droht er den Politikern Claudia Roth, Klaus Wowereit und Serkan Tören
mit Gewalt und Tod. Die bundesweite mediale Aufmerksamkeit ist ihm
damit sicher. Er hat erreicht, was er wollte. Wowereit und Tören
gaben bekannt, Strafanzeige stellen zu wollen. Bushido wird das
grinsend zur Kenntnis nehmen. Wen stören schon ein paar Tausend Euro
Strafe bei so einem Marketingcoup?

Eva Köbbemann

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

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