Ein bisschen Wut
Aha, die Gesellschaft für deutsche Sprache wollte uns mit ihrer
Entscheidung für das Wort des Jahres also überraschen, wie ihre
Geschäftsführerin einräumt. Das ist ihr wahrlich gelungen. So gut
sogar, dass manch ein Mitbürger gestern vermutlich seinen
Sprachschatz um ein ihm bis dato unbekanntes Wort erweitert hat.
Die Gutmenschen der Sprachpflege hoben den „Wutbürger“ auf den
Thron – und ernteten, na was wohl? Wut und Unverständnis aufseiten
der so Betitelten, die beim Blick in den Spiegel immer nur
„Mutbürger“ sehen. Ein bisschen Wut darf sein – schließlich bietet
man nicht Politikern und Polizisten die Stirn, um sich dann von
Sprachgelehrten verunglimpfen zu lassen.
Mag sich auch so manche Magazindebatte mit dem Wutbürger
beschäftigt haben – ein Wort, das dieses Jahr prägte, ist es gewiss
nicht. Wie allgegenwärtig waren da doch Abwrackprämie, Finanzkrise,
Klimakatastrophe oder Fanmeile, die Vorgänger der Wutbürger.
Vielleicht sollte sich die Gesellschaft für deutsche Sprache 2011 mal
mit dem Begriff Bürgernähe beschäftigen.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207
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