Neue OZ: Kommentar zu Kultur / Film / Synchronisation

Kulturkampf am Sofa

Ende der Zwanzigerjahre war die Einführung des Tonfilms
umstritten. Gerade Ästheten befürchteten, dass der Ton dem Bild die
Kunst des Erzählens austreibt, und erklärten ihn zum Sündenfall. Die
Austreibung aus dem Paradies ist zwar nicht eingetreten. Eine
Verwirrung der Sprachen aber schon. Mit ihr erwachte ein ewiger
Kulturkampf: Sind Filme nur im Original zu ertragen? Oder ist die
Synchronfassung ein Kunstwerk von eigenem Wert?

Letzteres meinen alle Liebhaber der Serie „Die 2“, die bis heute
für das Schnodderdeutsch der Synchron-Legende Rainer Brandt berühmt
ist. Was gerade dieses Beispiel aber auch belegt: Übersetzungen
altern schneller als das Original. Puristen argumentieren gern mit
den Vorzügen des O-Tons für den Spracherwerb. Das ist stichhaltig,
hat aber nicht mehr viel mit Kunst zu tun. Seit der Einführung der
DVD hat jeder die Möglichkeit, selbst über die Tonspur zu
entscheiden. Der Streit ist damit nicht beendet. Er hat sich nur ins
Wohnzimmer verlagert.

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

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