Der Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS) schaltet sich mit klaren Worten in die laufende Gebührendebatte ein und fordert ein Ende des Sparwahns im fiktionalen
Bereich.
Schauspieler Hans-Werner Meyer, Sprecher des BFFS-Vorstands, kommentiert: „Wir sehen uns gezwungen, eines klar zu stellen: Ob und wo bei den öffentlich-rechtlichenSendern Einsparpotential besteht, können wir nicht beurteilen, aber im fiktionalen Bereich ganz sicher nicht. Dort wird bereits seit Langem gespart und das mit verheerenden Folgen. Es gibt absolut keinen Spielraum mehr. Im Gegenteil, wenn nicht bald wieder investiert wird, droht der deutschen Film- und Fernsehindustrie internationale Konkurrenzunfähigkeit.“
Die Umstellung des Gebührensystems für die öffentlich-rechtlichen Sender hat zu heftigen Abwehrreaktionen in der Wirtschaft, Teilen der Öffentlichkeit undPolitik geführt. Gleichzeitig wird immer wieder von Verschwendung bei den öffentlich-rechtlichen Sendern und „Traumgehältern“ gesprochen.
Der BFFS, der mit rund 2.300 Mitgliedern den stärksten Berufsverband der Filmbranche stellt, weist erneut darauf hin, dass die Budgets und Gagen derFilmkreativen seit Jahren stagnieren oder sogar dramatisch sinken. Durch das Spardiktat der öffentlich-rechtlichen Sender würden teilweise gesetzlicheArbeitszeitregeln und Tarifverträge gebrochen, indem Arbeitstage 16 Stunden dauern, und die gesetzlich vorgeschriebene Nachtruhe von 11 Stunden ignoriert wird. Die Einkünfte der Schauspieler sind nach Erkenntnis des BFFS in den letzten Jahren um bis zu 50% gesunken.
„Geradezu schizophren erscheint in dem Zusammenhang, dass in denselben Teilen der Öffentlichkeit, in denen jede Gebührenerhöhung wie eine Beschneidung vonGrundrechten bekämpft wird, die Qualität eigenproduzierter Serien regelmäßig in realitätsverachtender Weise mit jener der international erfolgreichsten Formate aus den USA verglichen wird, in der eine Folge so viel kostet wie hierzulande eine ganze Staffel“, verurteilt Hans-Werner Meyer die Spardiskussion.
Der Hinweis auf erfolgreiche Low-Budget-Produktionen wird vom BFFS kritisch gesehen. Bisher habe noch jeder Versuch, zu beweisen, dass fiktionale Programme auchkostengünstiger hergestellt werden können, nur das Gegenteil belegt. Zwar sei dies möglich, aber nur unter Verzicht auf Vielfalt, Production-Value, Qualität und Anzahl der Schauspieler, Qualität der Ausstattung und des Inhalts der Geschichte.
Hans-Werner Meyer mahnt daher zu mehr Verantwortung bei allen meinungsbildenden Kräften in der Öffentlichkeit: „Wer der Meinung ist, dass unsere Film- und Fernsehindustrie nicht nur für unser kulturelles Selbstverständnis, sondern auch für die Kreativwirtschaft unverzichtbar ist, der sollte bei jedem Sparaufruf an die öffentlich-rechtlichen Sender klar und deutlich hinzufügen: Aber auf keinen Fall mehr im fiktionalen Bereich!“
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