„Hamburg Journal“: Interessenskonflikt und Kostenexplosion bei städtischem Berufsförderungswerk

Im Berufsförderungswerk Hamburg ist es offenbar zu
Verstößen gegen Ausschreibungsrichtlinien gekommen. Das berichtet das
Regionalmagazin „Hamburg Journal“ im NDR Fernsehen. Bei dem Vorgang
in dem städtischen Unternehmen habe es auch persönliche
Verflechtungen zwischen einer Mitarbeiterin des Unternehmens und
einem Vertragspartner gegeben. Die für Korruptionsbekämpfung
zuständige Stelle der Stadt Hamburg, das Dezernat Interne
Ermittlungen, hat nach Angaben des NDR angekündigt, den Fall zu
untersuchen.

Hintergrund ist die Erneuerung der Datenverarbeitung beim
Berufsförderungswerk. Für solche Projekte hat die Stadt zur
Kostenminimierung und -kontrolle einen Generalvertrag mit T-Systems
geschlossen. Als Subunternehmer ist hier auch die
Unternehmensberatung Steria Mummert Consulting (SMC) eingebunden.
Entsprechend sind diese beiden Firmen auch mit der Softwareeinführung
im Berufsförderungswerk betraut. Im Zuge des Projekts sei es aber
über das vorgesehene Auftragsvolumen hinaus zu mehreren direkten
Auftragsvergaben an SMC sowie eine weitere Beratungsfirma über
insgesamt vier Millionen Euro gekommen – ohne die sonst übliche
Ausschreibung.

Unterzeichnet wurden die Aufträge zum Teil von der
Geschäftsführerin des Berufsförderungswerkes sowie einem hochrangigen
Manager bei SMC. Beide leben nach Informationen des „Hamburg Journal“
seit Jahren in einer häuslichen Lebensgemeinschaft. Die ursprünglich
für das Projekt veranschlagten Kosten haben sich nach NDR Angaben
inzwischen vervierfacht.

Die Geschäftsführerin des Berufsförderungswerkes und SMC
bestätigten die persönliche Beziehung der verantwortlichen
Projektleiter. Aus diesem Grund sei der Mitarbeiter von SMC vor
wenigen Tagen von dem Projekt abgezogen worden. Für die zusätzlichen
Aufträge an SMC, über deren Höhe sich die Verantwortlichen nicht
äußern wollten, seien laut Berufsförderungswerk keine Ausschreibungen
notwendig gewesen. Mittlerweile hat der Aufsichtsrat des
Berufsförderungswerkes eine interne Untersuchung der Vorfälle
angeordnet.

Die Vorgänge um die Softwareeinführung im Berufsförderungswerk
belasten das Unternehmen. Die städtische Firma sei dadurch in
Schieflage geraten, so der NDR, da die Teilnehmerzahlen für die
beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen im Zuge der Wirtschaftskrise
dramatisch eingebrochen seien. Einem Teil der 450 Mitarbeiter stehe
wahrscheinlich Kurzarbeit bevor.

Rückfragen richten Sie bitte an Kai-Ove Kessler vom „Hamburg
Journal“ unter 040/4156-5307.

Weitere Informationen zur Sendung finden Sie unter
www.ndr.de/hamburgjournal.

6. Januar 2012/IB

Pressekontakt:
NDR Norddeutscher Rundfunk
NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 – 2300
Fax: 040 / 4156 – 2199
http://www.ndr.de

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