Die Schauspielerin Gesine Cukrowski erhält in diesem
Jahr den mit 10 000 Euro dotierten Hans-Rosenthal-Ehrenpreis für ihr
großes soziales und humanitäres Engagement. Die Auszeichnung wird am
Samstag, 14. April 2012, im Rahmen der Jubiläums-Veranstaltung „20
Jahre Hans-Rosenthal-Gala“ in der Jugendstil-Festhalle in Landau in
der Pfalz verliehen. Die Laudatio hält der Ministerpräsident des
Landes Rheinland-Pfalz, Kurt Beck.
Gesine Cukrowski ist nach Karlheinz Böhm (2003), Ingeborg Schäuble
(2004), Christina Rau (2005), „Ein Herz für Kinder“ (2006), Veronica
Ferres (2007), „Schüler helfen Leben“ (2008), Peter Maffay (2009),
Franz Beckenbauer (2010) und „alt – arm – allein“ (2011) die zehnte
Trägerin des Hans-Rosenthal-Ehrenpreises, der seit 2003 jährlich von
der Hans-Rosenthal-Stiftung und dem Verein „Aktion Hilfe in Not“ an
Personen oder Institutionen verliehen wird, die sich in
herausragender Weise und uneigennützig für Not leidende Menschen
einsetzen.
Bekannt ist Gesine Cukrowski vor allem aus ihrer Rolle als kühle
Gerichtsmedizinerin Judith Sommer an der Seite von Ulrich Mühe in der
ZDF-Krimireihe „Der letzte Zeuge“. Sie ist eine der erfolgreichsten
und beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands. Doch wenn die
Scheinwerfer erloschen sind, agiert sie in einer ganz anderen Rolle:
In ihrer Freizeit engagiert sie sich als Vorstandsvorsitzende der
Hamburger Stiftung „Findelbaby – Mütter in Not“.
Seit vor zwölf Jahren in Hamburg ein toter Säugling in einem
Schuhkarton auf dem Laufband einer Recyclinganlage gefunden wurde,
ist Hamburg dank des Vereins „SterniPark“ und seines Projekts
„Findelbaby“ Vorreiter in der Hilfe für Frauen in Not, die anonym
entbinden wollen. „Findelbaby“ geht über die Bereitstellung von
Babyklappen weit hinaus. Frauen, die anonym entbinden wollen, werden
hier betreut und im Krankenhaus während der Geburt begleitet. Die
kostenlose, rund um die Uhr geschaltete Notrufnummer 0800 456 0 789
berät außerdem Schwangere und Frauen, die gerade entbunden haben.
Laut Kinderhilfswerk „Terre des Hommes“ ist die Zahl getöteter und
ausgesetzter Babys in Deutschland im Jahr 2011 im Vergleich zum
Vorjahr um 50 Prozent gestiegen. Von den 25 ausgesetzten Neugeborenen
wurden nur neun lebend gefunden. In Hamburg dagegen gibt es seit
sechs Jahren keine Kindesaussetzungen mehr – ein Hinweis darauf, dass
ein gutes Angebot tatsächlich Leben retten kann.
Babyklappen und auch das Angebot anonymer Geburten im Krankenhaus
sind nicht unumstritten. Der Deutsche Ethikrat hat sie in einer
Stellungnahme abgelehnt, da jedes Kind das Recht habe, seine
Abstammung zu kennen. Die Arbeit von „Findelbaby“ zeigt allerdings,
dass vorurteilslose Betreuung den Müttern oft hilft, neu über ihre
Situation nachzudenken. Nach Angaben des Vereins entscheiden sich
mehr als die Hälfte der Mütter noch um und entschließen sich, ihr
Kind zu behalten oder ihm zumindest eine Information über seine
Abstammung mit auf den weiteren Lebensweg zu geben.
Die Grundhaltung der Helfer in Hamburg ist, dass keine Frau es
sich leicht macht, ein Kind abzugeben – und dass jede Frau, die diese
Entscheidung trifft, Hilfe verdient. Doch soll ihr die Möglichkeit
gegeben werden, diese Entscheidung zu überdenken. Seit zehn Jahren
ist es Hamburger Praxis, dass die Babys bis zu acht Wochen bei
„SterniPark“ in einer Pflegefamilie in Obhut bleiben. Laut Gesine
Cukrowski haben viele Mütter so genügend Zeit, ihre Entscheidung zu
überdenken und sich doch für ein Leben mit dem Kind zu entscheiden.
Die Schauspielerin: „Kinder sind das Kostbarste, was wir haben. Wenn
wir wollen, dass sie glücklich sind, müssen wir die Mütter
unterstützen. Frauen, die in eine einmalige Lebenskrise geraten sind,
brauchen eine helfende Hand.“ Alle drei Frauen, die Gesine Cukrowski
im vergangenen Jahr in Berlin und Umgebung persönlich betreute, haben
sich entschieden, ihr Kind zu behalten. Das entschädigt die
engagierte Schauspielerin für jede Mühe: „Das ist ein großes Glück.“
Wie viele Mitstreiterinnen des Projekts ist die 1968 geborene
Gesine Cukrowski selbst Mutter: Sie hat eine zehnjährige Tochter.
Seit 2004 engagiert sie sich im 1999 vom Verein „SterniPark“
gegründeten Projekt „Findelbaby“. 2006 war sie Mitgründerin der
Stiftung „Findelbaby – Mütter in Not“, 2010 übernahm sie den Vorsitz
der Stiftung. Bisher hat das Projekt über 400 Mütter betreut, die
alle erklärt haben, dass sie sich nie an das Jugendamt gewandt
hätten. 94 Prozent der betreuten Mütter gaben ihre Anonymität am Ende
auf.
Der Hans-Rosenthal-Ehrenpreis wird in Würdigung der Persönlichkeit
des 1987 verstorbenen Fernsehmoderators und Quizmasters
(„Dalli-Dalli“) sowie zur Erinnerung an sein Werk verliehen. Hans
Rosenthal war es schon aufgrund seiner eigenen Geschichte wichtig,
dass selbstlose und mutige Personen Anerkennung finden. Er selbst
verdankte sein Überleben während des Holocausts zwei fremden Frauen,
die unter Lebensgefahr mit ihm ihre Lebensmittel teilten. Später war
es Hans Rosenthal selbst ein Anliegen, Not leidenden Menschen zu
helfen, unter anderem mit der Aktion „Dalli-Dalli-hilft“, in deren
Nachfolge die Hans-Rosenthal-Stiftung gegründet wurde.
Sichtbares Zeichen der Auszeichnung mit dem Ehrenpreis ist eine
Plastik des international renommierten Künstlers Prof. Gernot Rumpf
aus Neustadt an der Weinstraße: ein Pelikan als Symboltier der
Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe.
Mitglieder der 17-köpfigen Jury sind: die TV-Journalistin Sabine
Christiansen, der Deutsche Bank-Chef Dr. Josef Ackermann, der
Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz Kurt Beck, die Olympiasiegerin
Katarina Witt, die Designerin Jette Joop, der Stiftungsvorsitzende
Gert Rosenthal, die Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer,
BILD-Chefredakteur Kai Diekmann, Focus-Herausgeber Helmut Markwort,
ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut (Vorsitzender der Jury),
SWR-Intendant Peter Boudgoust, BASF-Aufsichtsratsvorsitzender Dr.
Eggert Voscherau, die Schauspielerin und Moderatorin Désirée
Nosbusch, Rheinpfalz-Chefredakteur Michael Garthe,
Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel, Europa-Park-Chef Roland Mack
sowie der Initiator des Hans-Rosenthal-Ehrenpreises und Sprecher der
Jury, Patrick Weiß.
Pressekontakt:
ZDF-Pressestelle
Telefon: +49-6131-70-12121
Telefon: +49-6131-70-12120
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