Selfies, spätabendliche Partyfotos, freiwillige oder voyeuristische Nacktaufnahmen – Handykameras sind allgegenwärtig und lassen das Private öffentlich werden. Aber nicht nur Kameras in Telefonen dringen in private Bereiche ein: Paparazzi verfolgen Prominente und nehmen ihre privaten Momente auf, der klassische Privatdetektiv hält den Ehebruch fest, Voyeure beobachten ihre Opfer in intimsten Momenten und wir alle wandeln durch eine Welt der überall präsenten Überwachungskameras.
Unter dem Titel „Privatsphäre kaputt? Das Leben vor der Kamera“ thematisiert der DOCMA-Award 2015 das Verhältnis von Kamera und Privatsphäre. Dabei kann das „Opfer“ einer unfreiwilligen Aufnahme ebenso zum Bildinhalt werden wie die Interaktion zwischen Fotograf und Fotografierten oder der Beobachter, der zum Beobachteten wird. Aber auch Selbstdarstellung, die Offenlegung der eigenen Privatsphäre zum Beispiel durch Selfies kann Inhalt des Bildes sein.
Gemeinsam ist solchen Aufnahmen oftmals eine eigene Bildsprache: gelegentlich unscharf, schlecht beleuchtet, mit störenden Elementen im Vordergrund, oft mit extremen Tele oder mit einem Spezialgerät wie einer Infrarot- oder Nachtsichtkamera aufgenommen. Die Fotografierten bekommen vielleicht nicht mit, dass sie fotografiert werden, ignorieren es, flüchten oder verbergen sich, zeigen Abwehr, greifen gar an oder sie treten die Flucht nach vorne an und nehmen eine Pose ein. Die Bilder sollen eine Geschichte erzählen, die Gefühle des „Opfers“ oder der Täter beschreiben, Ort und Situation der Aufnahme deutlich werden lassen oder die Beziehung zwischen den Beteiligen zeigen.
Die eingereichten Bilder können unbearbeitete Fotos sein, kreative Raw-Entwicklungen, komplexe Retuschen, Fotomontagen, 3D-Umsetzungen oder Mischungen aus allem. Wichtig ist nicht die eingesetzte Technik, sondern die Bildwirkung und die Bildaussage. Es gibt drei Teilnehmerkategorien: Meister, Geselle, Lehrling. Die Teilnehmer bestimmen selbst, zu welcher Kategorie sie gehören. Eine Teilnahmegebühr wird nicht erhoben.
Die beim DOCMA Award eingereichten Bilder werden von einer fachlich gemischten Jury in einer zweitägigen Sitzung beurteilt.
Die besten Bilder werden in DOCMA sowie in verschiedenen Ausstellungen präsentiert. Die erste Ausstellung zum DOCMA Award 2015 findet im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main statt und startet am 8. Juli 2015.
Bilder zum Award können ab dem 14. Februar 2015 unter http://award.docma.info hochgeladen werden. Dort finden sich auch aktuelle Informationen zum Wettbewerb. Hochladeschluss ist der 16. April 2014.