Die Wege zum Ich sind manchmal reichlich verschlungen

Die Wege zum Ich sind manchmal reichlich verschlungen
Lung Yingtais philosophische Reise: Lesevergnügen mit Tiefgang! Foto: Drachenhaus Verlag
 

Verordnetes Landleben

Ein Besuch bei einem spirituellen Meister soll der Getriebenen helfen, Ruhe für ihr rastloses Wesen zu finden. Der Meister verordnet der Autorin kurzerhand einen zweijährigen Aufenthalt in einem kleinen Dorf am Fuße des Berges Kavulungan. Damit ändern sich die Dinge – und im Zuge dessen auch der Blick auf die Welt: Der Kontakt zur Dorfgemeinde ist nun unvermeidbar. Auf Schritt und Tritt ist sie mit den Bewohnern und deren für sie fremder Sicht auf die Welt konfrontiert und muss sich mit ihnen auseinandersetzen.
Als eines Tages auch noch ein weißer Kater mit philosophischen Qualitäten bei ihr einzieht, nimmt das Leben abermals eine neue Wendung. Verwirrt stellt die nüchterne Realistin außerdem fest, dass die Dorfbewohner offenbar in der Lage sind, Wesen wahrzunehmen, die sie selbst nicht sieht – bis eines Tages eine Schülerin vor ihr steht, die schon lange tot ist…

Ungewöhnliche Betrachtungen einer ungewöhnlichen Frau

Lung Yingtais philosophische Betrachtungen, durch die sie zu ungewöhnlichen Schlussfolgerungen gelangt, stellen eine kurzweilige Lektüre mit viel Tiefgang dar: Als Leser*in begibt man sich unweigerlich auf eine Reise in sein Innerstes, man beginnt, die eigenen Gefühle und Gedanken zu reflektieren und das eigene Verhältnis zu anderen Menschen, der Natur, zur Tier- und sogar zur Geisterwelt, zu hinterfragen.

Die taiwanische Autorin, Essayistin und Kulturkritikerin Lung Ying-Tai verleiht ihrer von Zweifeln geplagten, aber durchaus selbstironischen Protagonistin autobiografische Züge. Sie selbst hat sich – nach einer bewegten politischen Karriere, während der sie u.a. das Amt der ersten taiwanischen Kulturministerin bekleidete, – aufs Land zurückgezogen, nachdem sie des hektischen Lebens in der Stadt überdrüssig geworden war. Hier, am Fuße des Kavulungan, beobachtet sie nun die Kreisläufe der Natur und bringt ihre philosophischen Betrachtungen zu Papier.

Wissenswert: Hintergründe zu Buch und Autorin
Lung Ying-Tai

Am Fuße des Kavulungan
Eine philosophische Reise
ca. 400 Seiten
Format: 148 x 210 mm
22,00 €
ISBN: 9 783943 314427
Erscheint im Oktober im Drachenhaus Verlag

Wohin geht man, wenn man weder seine Mitmenschen, noch sich selbst erträgt? Im elegant lyrischen Stil schreibt Lung Ying-Tai über eine erfolglose Schriftstellerin, die von einem buddhistischen Meister zwei Jahre lang an den Fuß des Berges Kavulungan im Süden Taiwans geschickt wird. Sie soll sich der Beobachtung ihrer Umgebung widmen, um Ruhe für ihr rastloses Wesen zu finden. In diesem Roman wird, ähnlich wie in Michael Endes Momo oder in Jostein Gaarders Sophies Welt, über Lebensfragen philosophiert und die Leser*innen zum reflektierten Mitdenken angeregt. Gemeinsam mit der Ich-Erzählerin machen sich die Leser*innen auf die Suche nach einem achtsamen Umgang mit sich selbst und anderen. Dabei werden sie auf eine philosophische Reise in Taiwans Natur, Geschichte, Traditionen und Gesellschaft mitgenommen, die eine Brücke zwischen östlichen und westlichen Denkschulen schlägt.
Ein lesenswerter Beitrag zum Genre des “Nature-Writing”!

Lung Ying-Tai (*1952) zählt zu Taiwans renommiertesten Essayistinnen und Kulturkritikerinnen, die durch ihr Schreiben einen wesentlichen Beitrag zu Taiwans Demokratisierung geleistet hat. Sie war Hochschullehrerin an der University of Hong Kong sowie an der Universität Heidelberg und von 2012 bis 2014 die erste Kulturministerin Taiwans. Aus einer Ehe mit einem Deutschen hat sie zwei Söhne.

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