An den gesellschaftlichen Realitäten gemessen ist es
eine der überfälligsten Novellen: Mit der Familienrechtsreform, da
sind sich die beteiligten Politikerinnen von ÖVP und SPÖ einig,
sollen die Regeln, die der Staat für seine – wie es früher hieß –
Keimzelle vorsieht, modernisiert werden. Doch auch darüber lässt sich
streiten, und das hat mit der Vielfalt moderner Ehen, Partnerschaften
und Beziehungen zu tun, die nur schwer unter einen Hut zu bringen
ist. Vor allem, wenn dieser, näher betrachtet, immer noch mit
ideologischen Scheuklappen versehen ist.
So hat sich im vorliegenden Entwurf, soweit man ihn kennt, das
schwarz regierte Justizministerium zwar dazu durchgerungen, eheliche
und nichteheliche Beziehungen mit Kindern im Prinzip gleich zu
behandeln: ein wichtiger Schritt. Doch kaum angedacht, schließt
diese Zusicherung schon wieder eine Gruppe aus: lesbische und schwule
Paare mit Kindern sind nicht mitgemeint. Wohl weil sich die ÖVP
schwertut, solche Verbindungen so zu sehen, wie sie sich selber
bezeichnen – als Regenbogenfamilien.
Vertrackter noch ist die Sache mit dem gemeinsamen Sorgerecht. Denn
neben engagierten Vätern, die es als unwürdig empfinden, wenn sie für
ihr Kind nicht mitverantwortlich sind, macht sich auch so mancher
Antifeminist dafür stark, der wieder gern alleiniger Herr im Hause
wäre. Hier adäquate Regelungen zu finden, ist eine Herausforderung.
Denn die heutige Moderne hat auch ihre Abgründe.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
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