DER STANDARD-Kommentar: „Im Unternehmerparadies“ von András Szigetvari

Die Schreckensmeldung kam zu Wochenbeginn: Österreich
ist im Ranking des Weltwirtschaftsforums (WEF) bei der
Wettbewerbsfähigkeit abgestürzt, von Rang 16 auf Rang 21. Ehe nun
Rufe ertönen, wonach die Regierung endlich handeln müsse, damit das
Land international noch mithalten kann, empfiehlt sich ein genauerer
Blick in das Papier. Dieser zeigt: Das Ranking sagt mehr über das WEF
als über die beurteilten Länder aus.

Die Organisation stützt sich in ihrer Bewertung auf verschiedenste
Indikatoren. Dass Österreich in der Gesamtbeurteilung hinter Katar
und Singapur liegt, ließe sich vielleicht noch argumentieren. Aber
dass Katar selbst bei Indikatoren voranliegt, die Qualität und
Transparenz von Verwaltung und Gerichten bewerten, ist absurd. Es mag
ja in Österreich Probleme geben. Aber Katar, laut der NGO Freedom
House eine Diktatur, spielt in einer anderen Liga. Richter (und einen
Teil des Parlaments) ernennen und abberufen kann allein der Emir. Wo
Gerichte und Behörden waren, als im Zuge der Bauarbeiten für die
Fußball-WM 2022 die 44 nepalesischen Arbeiter starben, ist nicht
geklärt.

Es gibt weitere obskure Reihungen. Frankreichs Arbeitsmarkt ist
nicht der flexibelste. Doch dass das Land bei der
Arbeitsmarkteffizienz fast gleichauf mit Saudi-Arabien liegt, ist
unerklärlich. Dort können Frauen nicht einmal mit dem Pkw ins Büro
fahren, weil es ihnen untersagt ist. Das WEF sollte sein Ranking
dringend überarbeiten.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

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