DER STANDARD-Kommentar: „Eine Fehlentscheidung“ von Thomas Mayer

Vier Tage nach dem Beschluss zum Blitzabzug der
österreichischen Soldaten von der UN-Mission auf dem Golan zeigen
sich Werner Faymann und Michael Spindelegger selten einmütig. Aber in
die Worte von Kanzler und Außenminister hat sich zart ein bitterer
Unterton eingeschlichen: Kritik aus dem Ausland müsse man „eben
aushalten“. Aber Österreich habe „das Recht“, so zu handeln, wie die
Regierung handelt. Da scheint ein bisschen schlechtes Gewissen, ja
Trotz durchzuschlagen, weil offenkundig in Wahlkampfpanik binnen
Stunden weggeworfen wurde, was Soldaten und Diplomaten in
jahrzehntelanger Arbeit aufgebaut haben: das Ansehen des neutralen
Österreich auf der internationalen Bühne. Das Land setzte nicht auf
ein Militärbündnis, aber auch nicht auf Neutralismus, sondern ganz
auf die Vereinten Nationen, die – notfalls bewaffnet – Frieden und
Grundrechte schützen. Damit ist es vorbei. Nun heißt es in Brüssel,
Washington und New York, auf Wien könne man sich nicht verlassen.
Diplomatisch die rote Karte. Weil das so ist, werden jetzt jenseits
des Offiziösen bis in höchste Kreise von Militär und Diplomatie erste
kritische Stimmen lauter. Öffentlich kann (und darf) das natürlich
kein Beamter sagen, er würde Kopf und Kragen und Job riskieren. Umso
mehr wird getuschelt, welcher Pallawatsch angerichtet wurde. Die UN
im entscheidenden Moment zu schwächen, das ist zuletzt kurz vor dem
Sechstagekrieg im Mai 1967 geschehen.

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Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

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