Das Erste / „Menschen bei Maischberger“ am Dienstag, 21. Januar 2014, um 22.45 Uhr

Thema:

Enkeltrick, Autoklau, Erpressung: Wie mächtig ist organisiertes
Verbrechen?

Wer als Normalbürger glaubt, von organisierter Kriminalität nicht
betroffen zu sein, weil er nichts mit Geldwäsche oder Drogenhandel zu
tun hat, täuscht sich. Viele Straftaten wie Wohnungseinbrüche,
Autodiebstähle oder auch Trickbetrug werden nicht von Einzeltätern
begangen. Dahinter stehen oft straff organisierte Banden oder
Verbrecherclans.

Gäste:
Manfred Eulitz (Enkeltrick-Opfer)
Michael Schaller (Schutzgeld-Opfer)
Andrea Mohr (Ex-Drogenschmugglerin)
Marcel Bormann (Ex-Autodieb)
Petra Reski (Autorin und Mafia-Expertin)
Egbert Bülles (ehem. Oberstaatsanwalt)

Manfred Eulitz / „Rate mal, wer hier ist?“ So begann das
Telefonat, das den ehemaligen Mediziner beinahe 10.000 Euro kostete.
Der 78-jährige Rentner fiel auf den „Enkeltrick“ hinein. Die
Anruferin gab sich als seine Cousine aus. Sie sei in Not und brauche
schnellstmöglich und dringend Geld. „Heute frage ich mich, wie ich so
dumm sein konnte, darauf reinzufallen“, sagt Manfred Eulitz. Hinter
dem Anruf steckt die sogenannte Enkeltrick-Mafia. Es sind Banden, die
systematisch ältere Menschen anrufen und damit Millionenschäden
anrichten.

Michael Schaller / Der Gastronom wurde innerhalb weniger Wochen
drei Mal von Schutzgeld-Erpressern in seinem italienischen
Feinkost-Restaurant aufgesucht. Trotz Drohungen weigerte sich Michael
Schaller zu zahlen und schaltete die Polizei ein. Kurze Zeit danach
flogen nachts Pflastersteine durchs Fenster, als er noch im Laden
arbeitete. „Ich hatte vier Wochen lang Albträume“, sagt der
39-Jährige. Schweren Herzens verließ er daraufhin den Problemkiez und
zog mit seinem Laden um.

Andrea Mohr / Die Schriftstellerin saß wegen Kokainschmuggels und
der Leitung eines Drogenkartells fünf Jahre in einem australischen
Gefängnis. Mit den Rauschgiftgeschäften finanzierte das Ex-Fotomodell
nicht nur ihre eigene Drogensucht, sondern auch ein Jetset-Leben. Die
Struktur der organisierten Kriminalität sei vergleichbar mit der in
einem Gefängnis, meint die ehemalige Drogenschmugglerin. Andrea Mohr
erinnert sich: „Es gibt dort eine eigene Sprache, einen eigenen
Jargon, einen eigenen Kodex, eine eigene Hierarchie.“

Marcel Bormann / VW-Busse, Golf, BMWs oder Audis – kaum ein Auto
war vor Marcel Bormann sicher. „Mit dem Polenschlüssel – so heißt er
im Jargon – kommt man überall rein“, sagt der frühere Autoknacker. Um
seinen Lebensunterhalt als Student zu verbessern, ließ er sich
anlernen: Er klaute Autos, baute Einzelteile aus und verkaufte sie an
die so genannte Teile-Mafia. Vor etwa zehn Jahren steigt Bormann aus,
„als sich das Geschäft nicht mehr lohnte. Es gab einfach so viele
Diebe.“

Petra Reski / „Viele Pizzerien in Deutschland sind Stützpunkte der
italienischen Mafia“, berichtet die deutsche Journalistin, die in
Venedig lebt und die italienische Verbrecherorganisation seit 25
Jahren beobachtet. Die Mafiaexpertin schrieb vielbeachtete Bücher
(„Mafia: Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern“) über die
Hintergründe der Clans und ihre Verstrickungen in Drogenhandel,
Geldwäsche, Schutzgeld-Erpressung und Auftragsmord. Petra Reski wurde
mehrfach massiv von der Mafia bedroht und warnt: „Deutschland ist
besonders attraktiv für die Mafia, weil Geldwäsche hier besonders
leicht ist.“

Egbert Bülles / „Deutschland wird zum Eldorado für
Verbrecherbanden“, sagt der ehemalige Kölner Oberstaatsanwalt. Als
Leiter der Abteilung organisierte Kriminalität in Köln verfolgte der
Jurist 30 Jahre lang Verbrecherbanden. Sein Fazit fällt düster aus:
Einbrecher, Autodiebe und Trickbetrüger sind auf dem Vormarsch,
Rückläufig sei nur die Aufklärungsquote. „Bei der Verfolgung der
organisierten Kriminalität stehen wir kurz vor dem Kollaps“, warnt
Egbert Bülles.

„Menschen bei Maischberger“ ist eine Gemeinschaftsproduktion der
ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH.

Redaktion: Carsten Wiese

Pressekontakt:
Agnes Toellner, Presse und Information Das Erste,
Tel: 089/5900 3876, E-Mail: agnes.toellner@DasErste.de

Felix Neunzerling, ZOOM MEDIENFABRIK GmbH ,
Tel.: 030/3150 6868, E-Mail: FN@zoommedienfabrik.de

Fotos über www.ard-foto.de

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