Das Erste / „Menschen bei Maischberger“ am Dienstag, 20. Januar 2015, um 22.45 Uhr

Das Thema:

Gütesiegel für Bordelle, Strafen für Freier – Wird Prostitution
menschlicher?

Seit über zehn Jahren gilt das umstrittene Prostitutionsgesetz.
Die Große Koalition hat eine umfassende Überarbeitung angekündigt:
Freier, die Dienste von Zwangsprostituierten in Anspruch nehmen,
müssen künftig mit Strafen rechnen. Das Mindestalter für
Prostituierte soll bei 21 Jahren liegen. Kondome sollen zur Pflicht
werden. Wird das Milliardengeschäft mit dem käuflichen Sex auf diese
Weise weniger erbarmungslos? Kann man so das kriminelle
Rotlichtmilieu und den Menschenhandel bekämpfen?

Gäste
Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU / Ministerpräsidentin Saarland)
Undine de Rivière (Prostituierte)
Marie Merklinger (Ex-Prostituierte)
Rita Knobel-Ulrich (Fernseh-Journalistin)
Olaf Forner (Freier)
Hermann „Pascha“ Müller (Bordellbetreiber)

Annegret Kramp-Karrenbauer / Die CDU-Politikerin setzt sich für
eine klare Verschärfung des Prostitutionsgesetzes ein. Die rot-grüne
Regelung von 2002 habe die Situation für Prostituierte
verschlechtert: „Die moderne Sklaverei wurde nicht zurückgedrängt,
sondern gefördert. Deutschland ist heute zu Europas Drehscheibe für
Frauenhandel geworden“, sagt die saarländische Ministerpräsidentin.
In ihrem Bundesland hat Annegret Kramp-Karrenbauer bereits eine
Kondompflicht für Freier, unangemeldete Bordellkontrollen und eine
erhebliche Ausweitung des Sperrgebiets durchgesetzt.

Undine de Rivière / „Sexarbeit ist für mich so normal wie für
andere ein Bürojob“, sagt die Prostituierte und Sprecherin des
„Berufsverbandes für erotische und sexuelle Dienstleistungen“. Undine
de Rivière engagiert sich gegen eine geplanten Verschärfung des
Prostitutionsgesetzes: „Unser Beruf ist weder psychisch schädlich,
noch muss man uns vor uns selbst schützen.“

Marie Merklinger / „Prostitution ist Gewalt an Frauen. Es gibt
keine Frau, die das aus purer Freude macht“, sagt die
Prostitutionsaussteigerin. Aus finanziellen Gründen hat sich Marie
Merklinger drei Jahre lang prostituiert und kennt das Milieu. Das
Verhalten der Männer hat sie entsetzt. „Die meisten Freier sind
furchtbar und völlig respektlos. Diese Männer haben kein gesundes
Verhältnis zu ihrer Sexualität.“ Sie kämpft für ein Verbot von
Prostitution.

Rita Knobel-Ulrich / „Das deutsche Prostitutionsgesetz war gut
gemeint, aber schlecht gemacht“, sagt die Journalistin. Für ihre
Dokumentation „Menschenhandel in Europa – Billignachschub für
deutsche Puffs“ recherchierte die preisgekrönte Filmemacherin in
deutschen Bordellen sowie in den osteuropäischen Herkunftsländern
vieler Prostituierter. Sie plädiert für strengere Auflagen für
Bordellbetreiber, um es der Polizei zu ermöglichen, effizientere
Kontrollen durchzuführen.

Olaf Forner / Seit fast 20 Jahren besucht der gelernte
Elektro-Installateur bis zu vier Mal im Monat ein Bordell. „Einen
One-Night-Stand finde ich viel verlogener“, sagt der 49-jährige
Single. Deswegen zahle er lieber für Sex. Der Berliner kritisiert,
dass Prostituierte diskriminiert und angefeindet würden. Die
Gesellschaft habe immer noch ein moralisches Problem mit der
Prostitution. Dabei ginge jeder Mann im Laufe seines Lebens einmal
ins Bordell, meint Olaf Forner

Hermann „Pascha“ Müller / Der Gastronom gründete das Großbordell
„Pascha“ in Köln, ein sogenanntes Laufhaus, in dem sich Prostituierte
einmieten. Die Kette unterhält fünf Betriebe in Deutschland und
Österreich. Eine der Marketing-Ideen: Die „Geld-zurück-Garantie“.
Das Rotlicht-Gewerbe sei eines der bestkontrollierten überhaupt, sagt
Hermann Müller. Moralischen Bedenken entgegnet der Bordellbetreiber
pragmatisch: „Ein Mann, der zu Prostituierten geht, kommt damit
billiger davon als bei einer Affäre.“

Redaktion: Klaus Michael Heinz (WDR)

Pressekontakt:
Agnes Toellner, Presse und Information Das Erste,
Tel: 089/5900 23876, E-Mail: agnes.toellner@DasErste.de
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Tel.: 030/3150 6868, E-Mail: FN@zoommedienfabrik.de
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