Akzeptanzforschung entscheidend für Technologien

Beteiligung fördert die Energiewende

In Deutschland vorerst gescheitert ist die Akzeptanz der Technologien zum Abtrennen und Speichern von Kohlendioxid. Darüber waren sich 60 Sozialwissenschaftler und Techniker im Workshop „Akzeptanzforschung zu CCS“ am Wuppertal Institut einig. Nicht gescheitert ist die Forschung darüber, wie sich Akzeptanz in der Bevölkerung entwickelt. Für viele Großtechnologien von Windparks bis Hochspannungsnetze besteht die Herausforderung Akzeptanz zu finden ? nicht zuletzt durch Partizipation.

Akzeptanz lässt sich nicht herstellen, sondern es ist allenfalls messbar, wodurch sie beeinflussbar ist. Drei Forschungsprojekte haben das am Beispiel von CCS untersucht. CCS steht für „Carbon Capture and Storage“ und umfasst eine Reihe von Technologien, die die Klimaerwärmung bekämpfen können, weil sie der Atmosphäre das Klimagas CO2 entziehen und unterirdisch speichern. Seit 2009 haben das Wuppertal Institut (WI) und das Jülicher Institut für Energie- und Klimaforschung (IEK-STE) die Kommunikation von CCS in Deutschland beobachtet. Mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) haben sie jetzt mit multivariaten Analysen Einflussfaktoren auf die Akzeptanz von CCS untersucht. Die Sozialforscher kommen zu dem Schluss, dass die Kommunikation stärker darauf ausgerichtet werden sollte, den Nutzen einer Technik für die Gesellschaft zu vermitteln. Die Kommunikation sollte die Bürger befähigen, den Nutzen einer Technik eigenständig zu bewerten. Die Wissenschaftler wollen in der zukünftigen Akzeptanzforschung stärker untersuchen, wie die Einschätzung von Nutzen entsteht und sich stabilisiert.

Praktiker auf dem Podium

Im zweiten Teil des Workshops diskutierten Praktiker und Forscher die aktuellen Ergebnisse. In der Praxis sei man vorerst gescheitert. Doch Akzeptanzprobleme betreffen nicht nur die CCS-Technologien. Es gäbe keine Wahrheit über CO2 ? auch wenn dies im Streit der Interessen gerne behauptet würde.

Die Sozialwissenschaftler betonen die geringe Genauigkeit ihrer Prognosen. Doch bei der Kommunikation von Technik in Deutschland seien vier Aussagen auffällig wirksam. Erstens werde Technik als Lösung im Innovationswettlauf angeboten. Zweitens würde Technik immer sofort mit Folgeproblemen verbunden. Drittens steht Technik für eine Entfremdung im Alltag der Menschen, die sich als Angst vor Kontrollverlust zeigt. Und viertens wird Technik benutzt als Sündenbock für die Vertrauenskrise zu politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern. All das ließe sich durch Kommunikation beeinflussen, die nicht nur auf Wissensvermittlung setzt, sondern auch auf frühzeitige Beteiligung.

Schon zu Beginn des Workshops nannten die Professoren der veranstaltenden Institute zwei wichtige Voraussetzungen für erfolgreiche Technikkommunikation. Jürgen-Friedrich Hake (IEK-STE) vermisste einen rechtlich und politischen verbindlichen Rahmen für Klimaschutz, ohne den es keine Akzeptanz geben könne. WI-Chef Manfred Fischedick mahnte die Lösung des Dilemmas an, dass Beteiligung viel Zeit koste, die man wegen der Beschleunigung der Energiewende aber nicht habe.

Eine englischsprachige Webseite informiert umfassend über das Forschungsprojekt „CCS-Kommunikation“. Der „oekom verlag“ will die Ergebnisse des Workshops als Buch veröffentlichen. Die technologische Forschung zu CCS in Deutschland fasst die Webseite „KraftwerkForschung“ zusammen.

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